Emissionen müssten siebenmal schneller reduziert werden
Emissionen müssten siebenmal schneller reduziert werden
PwC-Studie errechnet jährliche Dekarbonisierungsrate von 17,2 Prozent, um 1,5-Grad-Ziel zu erreichen
ba Frankfurt
Die Weltgemeinschaft müsste siebenmal mehr Emissionen reduzieren als im vergangenen Jahr, damit das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens noch erreicht werden kann. Laut dem aktuellen „Net Zero Economy Index“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC ist eine jährliche Dekarbonisierungsrate von 17,2% bis 2050 nötig, um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Im Vorjahr war noch eine Rate von 15,2% errechnet worden.
11 Prozent war das Maximum
Es gebe aber "eine erhebliche Diskrepanz zwischen den weltweiten Ambitionen im Kampf gegen den Klimawandel und den tatsächlichen Fortschritten“, mahnte Gunther Dütsch, Partner im Bereich Nachhaltigkeitsberatung und Experte für die Net-Zero-Transformation bei PwC Deutschland. Denn kein G20-Land habe seit dem Jahr 2000 eine Dekarbonisierungsrate von mehr als 11% im Jahr erreicht. Am nächsten kam dem Großbritannien mit 10,9% im Jahr 2014. Dabei stehen die G20-Länder für rund 85% der energiebezogenen Emissionen. Und im vergangenen Jahr schaffte kein G20-Land eine Reduktion um mehr als 8%.
Deutschland kommt kaum voran
Die Dekarbonisierung kommt laut der PwC-Studie, die der Börsen-Zeitung vorab vorlag, in den G7- und E7-Ländern unterschiedlich schnell voran. 2022 verringerten die G7-Länder ihre Emissionen um 1,2%. Im Durchschnitt seit 2019 waren es 2,3%. Damit nähert sich die Rate dem Durchschnitt der Vor-Corona-Jahre von 2014 bis 2019 an, der bei 2,4% lag. Deutlich stärker kamen die von PwC mit E7 bezeichneten Schwellenländer China, Indien, Brasilien, Russland, Indonesien, Mexiko und Türkei voran: Während der jährliche Durchschnitt seit 2019 bei 1,7% lag, verzeichneten sie im vergangenen Jahr eine Dekarbonisierungsrate von 2,8%. Deutschland wiederum übertraf seinen Jahresdurchschnitt von 2,42% knapp mit einer Rate 3,02%. Für die EU wird ein Rückgang um 4,14% verzeichnet.
Die weltweit jährlichen 17,2%, die laut dem Net Zero Economy Index 2023 nun nötig sind, entsprechen dem Siebenfachen der 2022 erzielten Rate von 2,5% oder dem Zwölffachen des globalen Durchschnitts von 1,4% der vergangenen beiden Jahrzehnte. Es brauche "jetzt einen vereinten, globalen Kraftakt, um die Emissionen in dem erforderlichen Maße zu reduzieren“, sagte Dütsch.
Um die Lücke zwischen Zusagen und umgesetzten Maßnahmen zu schließen und das Wirtschaftswachstum rasch von den Emissionen abzukoppeln müsse die Energieeffizienz erhöht und der Energiemix umgestellt werden, heißt es bei PwC. Der sprunghafte Anstieg bei der Nutzung erneuerbarer Energien im vergangenen Jahr lasse hier "auf einen beschleunigten und marktgesteuerten Übergang hoffen", hieß es weiter. Während Windenergie um 13,1% zulegte, gab es bei der Solarenergie mit 24,4% das bislang größte Wachstum. Erneuerbare Energien stehen für 83% der 2022 global neu dazugekommenen Energiekapazität – an erster Stelle stehen hier laut PwC Asien, insbesondere China, die USA und Europa. Allerdings wurde dieser Fortschritt überschattet von einem ähnlich hohen Zuwachs der Nutzung fossiler Energie, wozu auch der Energieschock des Ukraine-Kriegs beigetragen hat.