Erwerbstätigkeit nimmt langsam zu
ast Frankfurt
Die Erholung des deutschen Arbeitsmarkts von der Coronavirus-Pandemie verläuft weiterhin eher schleppend. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Dienstag berichtete, nahmen die Zahl der Erwerbstätigen und das Arbeitsvolumen zwar im zweiten Quartal zu, allerdings nur leicht. Das Vorkrisenniveau ist noch lange nicht erreicht. Ein Bericht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg zeigt zudem auf, dass es die Coronakrise Arbeitslosen erschwerte, eine neue Stelle zu finden. In der Eurozone nahm die Erwerbstätigkeit im selben Zeitraum um erfreuliche 1,8% zu.
44,7 Millionen Menschen waren im Zeitraum von April bis Juni an einem Arbeitsort in Deutschland tätig. Das waren rund 75000 Beschäftigte oder 0,2% mehr als im ersten Quartal. In den ersten drei Monaten des Jahres war die Zahl der Erwerbstätigen sogar noch einmal leicht gesunken. Der Aufschwung am Arbeitsmarkt läuft jedoch trotz der Zunahme der Erwerbstätigkeit eher zögerlich. Im Vergleich zum vierten Quartal 2019, dem letzten vollständigen Quartal ohne die weitreichenden Einschränkungen durch die Pandemie, zählte Destatis 564000 weniger Erwerbstätige. Vor allem die Zahl der Selbständigen und ihrer mithelfenden Angehörigen sank in der Krise.
Das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen, also die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden, erholt sich deutlicher. Es stieg im Vergleich zum Vorjahresquartal um 6,8% auf 14,1 Milliarden Stunden. Diese positive Entwicklung ist vor allem dem Rückgang der Kurzarbeit zu verdanken. Im Mai des Vorjahres wurde zeitweise für den Rekordstand von 6 Millionen Menschen konjunkturelles Kurzarbeitergeld gezahlt. Inzwischen ist die Zahl der Kurzarbeiter auf etwa 2 Millionen gesunken. Im Durchschnitt entfielen auf jeden Erwerbstätigen 316,2 Arbeitsstunden. Zum Vergleich: Vor der Coronakrise leisteten die Menschen im dritten Quartal 2019 etwa 354 Stunden.
Mehr Arbeitslose pro Stelle
Aus Sicht der Arbeitgeber war im Coronajahr eine deutlichere Entspannung zu spüren: So stieg einer IAB-Erhebung zufolge erstmals seit der Finanzkrise vor 13 Jahren das Verhältnis von Arbeitslosen zu offenen Stellen wieder deutlich. Grund ist die insgesamt steigende Arbeitslosigkeit bei gleichzeitig weniger offenen Stellen, denn aufgrund der Stillstände und wochenlangen Lockdowns stellten die Unternehmen weniger neue Mitarbeiter ein.
Den Betrieben fiel es den IAB-Wissenschaftlern zufolge leichter, Stellen zu besetzen. Berichteten die Betriebe im Jahr 2019 noch für 43% der Neueinstellungen Besetzungsschwierigkeiten, lag dieser Anteil im Jahr 2020 bei rund einem Drittel. Für Arbeitssuchende bedeutet dies im Umkehrschluss, dass die Jobsuche oft schwerer fällt. Besonders betroffen sind laut IAB Helfertätigkeiten.