Inflation

Erzeugerpreise steigen wie nie zuvor

Die Erzeugerpreise in Deutschland verzeichnen im August völlig überraschend einen Rekordanstieg. Das schürt Sorge vor einer weiter anziehenden und noch länger sehr hohen Inflation. Die Deutschen sind alarmiert.

Erzeugerpreise steigen wie nie zuvor

ms Frankfurt

Neue Preisdaten aus Deutschland haben die Sorge vor einer weiter anziehenden und noch länger sehr hohen Inflation angeheizt. Die Erzeugerpreisinflation markierte im August mit 45,8% völlig überraschend ein Rekordhoch, das mit weitem Abstand den vorherigen Höchststand übertrifft. Angesichts der kräftigen Teuerung schnüren einer Umfrage zufolge viele Bundesbürger zudem den Gürtel immer enger – was die Konjunktur ebenso belasten dürfte wie die wegen der hohen Inflation steigenden Zinsen der Europäischen Zentralbank (EZB).

Die Inflation in Deutschland liegt derzeit so hoch wie seit Jahrzehnten nicht. Im August betrug sie nach EU-harmonisierter Berechnung 8,8% und in nationaler Rechnung 7,9%. In den nächsten Monaten dürfte sie sogar über die Marke von 10% klettern. Die EZB hat deshalb zuletzt die Zinswende eingeleitet, was aber zugleich die wegen des Ukraine-Kriegs ohnehin schwächelnde Wirtschaft belastet. Am Montag hatte auch die Bundesbank vor einer Rezession und einer zweistelligen Inflationsrate gewarnt.

Am Dienstag nun vermeldete das Statistische Bundesamt, dass die Erzeugerpreise im August mit 45,8% so stark zugelegt haben wie nie zuvor. Damit wurde der erst im Juli erreichte alte Rekordwert von 37,2% noch einmal deutlich übertroffen. Das kam zudem unerwartet: Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Rückgang der Jahresrate auf 37,1% gerechnet. „Ein unfassbarer Preishammer. Das alles verheißt nichts Gutes für die Inflation. Sie ist gekommen, um zu bleiben“, sagte Jens-Oliver Niklasch, Volkswirt bei der LBBW. „Da ist enormer Inflationsdruck in der Pipeline“, sagte auch Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Die Produzentenpreise gelten als Vorläufer für die Entwicklung der allgemeinen Inflation.

Haupttreiber ist die Energie

Hauptverantwortlich für die starke Teuerung auf Erzeugerebene ist die Energie, die seit Beginn des russischen Einmarschs in die Ukraine Ende Februar erheblich mehr kostet. Hier lagen die Produzentenpreise um 139,0% über dem Niveau von August 2021. Bei Erdgas lag das Plus sogar bei 209,4%. Aber auch Strom verteuerte sich erheblich, sogar um 278,3%. „Die Unternehmen werden nur einen Teil der Preisanstiege an ihre Kunden überwälzen können. Aber selbst dieser Rest wird die Inflation weiter befeuern“, sagte LBBW-Ökonom Niklasch. Für viele Unternehmen sind vor allem die sehr hohen Energiepreise ein großes Problem.

Aber auch für die Privathaushalte wird die Teuerung immer mehr zu einem Riesenproblem und einer schweren Belastung. Angesichts der anhaltend hohen Inflation und der Energiekrise senken zwei von drei Verbrauchern in Deutschland ihre Ausgaben, wie eine neue Umfrage ergab. 67% der Befragten gaben in einer Studie der Datenplattform Dynata an, dass sie seit Jahresbeginn damit begonnen haben, weniger Geld auszugeben. 29% der Deutschen haben laut der Reuters am Dienstag vorab vorliegenden Studie Probleme, ihre täglichen Ausgaben zu decken.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.