EU-Kommissar erneuert Kritik an Gaspipeline-Projekt
dm Frankfurt – EU-Energiekommissar Maros Sefcovic hat am Mittwoch in Brüssel die Energiekonzerne Uniper und Engie vor politischen und vertraglichen Risiken gewarnt, die sie in ihren Investitionen in den Bau einer zweiten Gaspipeline durch die Nordsee eingehen würden. Das Projekt Nord Stream 2, an dem auch Royal Dutch Shell, BASF, OMV und Gazprom beteiligt sind, soll Kontinentaleuropa mit zusätzlichem russischem Gas versorgen. Die EU-Kommission prüft die Auswirkungen, die das Projekt auf die europäische Versorgung haben könnte, und ob es in Einklang mit den Liberalisierungsbestrebungen im Markt steht. Dabei geht es auch darum, dass ein Gaslieferant nicht zugleich das Übertragungsnetz kontrollieren darf. Sefcovic sagte, die EU werde nur Infrastrukturprojekte unterstützen, die mit den Prinzipien der Energieunion vereinbar seien. Die Internationale Energieagentur (IEA) wies gleichentags darauf hin, dass Infrastrukturprojekte eine hohe Unsicherheit hinsichtlich der Nachfrage im Gasmarkt berücksichtigen müssten. Würden die Klimaschutzziele umgesetzt, würde die Nachfrage nach Gas in Europa laut IEA-Analystin Constanza Jacazio um ein Fünftel sinken. IEA-Exekutivdirektor Fatih Birol sagte anlässlich der Vorlage einer Prognose für den globalen Gasmarkt bis 2021, in den nächsten Jahren würden große Mengen an verflüssigtem Erdgas (LNG) in den Markt strömen. Dabei schwäche sich in traditionellen Märkten die Gasnachfrage trotz gefallener Preise ab. Überschüssige LNG-Mengen dürften dank des flexiblen Netzes und des entwickelten Spotmarktes in Europa zu einem “intensiven Wettbewerb unter Gasproduzenten im Zugang zu europäischen Kunden” führen. “Wir stehen am Anfang eines neuen Kapitels für den europäischen Gasmarkt”, so Birol gestern.—– Schwerpunkt Seite 11