EU sichert sich Zugriff auf Impfstoff

Deutschland will bis zu 100 Millionen Impfdosen von Pfizer und Biontech - Zulassung in Europa noch offen

EU sichert sich Zugriff auf Impfstoff

Die EU-Kommission hat sich mit den Pharmafirmen Biontech und Pfizer auf einen Liefervertrag für bis zu 300 Millionen Impfdosen gegen das Corona-Virus geeinigt. Insgesamt hat die Staatengemeinschaft Zugriff auf bis zu 1,3 Milliarden Dosen verschiedener Hersteller. Was noch fehlt, ist die Zulassung eines Wirkstoffs.sp Berlin – Einen Tag nach der Veröffentlichung positiver Studiendaten für einen Impfstoff der Pharmafirmen Pfizer und Biontech gegen das Sars-CoV-2-Virus, die die Aktienmärkte zum Wochenauftakt in Euphorie versetzten, haben sich die Staaten der Europäischen Union (EU) den Zugriff auf den vielversprechenden Wirkstoff gesichert. Der fertig ausgehandelte Liefervertrag über 300 Millionen Impfdosen werde heute von der EU-Kommission gebilligt, kündigte Kommissionschefin Ursula von der Leyen in Brüssel an. “Ein sicherer und wirksamer Impfstoff ist unsere beste Chance, das Coronavirus zu schlagen und unser normales Leben wieder aufzunehmen”, erklärte die Kommissionspräsidentin. Deutschland will sich im Rahmen der Vereinbarung mit Pfizer und Biontech bis zu 100 Millionen Impfdosen sichern, sagte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in Berlin.Die Aussicht auf die Verfügbarkeit eines Impfstoffs Anfang 2021 nannte Spahn ein “Licht am Ende des Tunnels”. Auch Gabriel Felbermayr, Präsident des Instituts für Weltwirtschaft (IfW), sieht für die wirtschaftliche Entwicklung einen Silberstreif am Horizont. “Ein wirksamer und nebenwirkungsarmer Impfstoff ändert alles”, sagte Felbermayr zu Reuters. Die Prognose des IfW, die ein Wachstum des Pro-Kopf-Einkommens in Deutschland von 4 bis 5 % im nächsten Jahr erwartet, werde mit der Aussicht auf einen Impfstoff “zusehends realistischer”, sagte der Ökonom. Ob und wann ein Wirkstoff grünes Licht der europäischen Zulassungsbehörden erhält, ist trotz der jüngsten Erfolgsmeldungen allerdings noch offen. “Wir halten uns an unsere hohen Qualitätsstandards im Zulassungsverfahren”, betonte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) in Berlin.Die Mainzer Firma Biontech und der US-Konzern Pfizer hatten am Montag bekanntgegeben, dass ihr Impfstoff einen mehr als 90-prozentigen Schutz vor Covid-19 biete. Damit liegen die Entwickler im weltweiten Impfstoff-Rennen in der Spitzengruppe. Es gibt auch noch andere aussichtsreiche Kandidaten, unter anderem von der Tübinger Firma Curevac, für die die EU-Kommission ebenfalls Bezugsrechte ausgehandelt hat. Im besten Szenario – wenn alle vorbestellten Seren vor dem Virus schützen und verträglich sind – könnten bis zu 1,3 Milliarden Impfstoffdosen für die rund 450 Millionen Europäer beschafft werden.Nach Vorgesprächen mit Pfizer und Biontech hatte die EU-Kommission bereits im September erklärt, für die EU-Staaten bis zu 300 Millionen Impfstoffdosen der beiden Hersteller beziehen zu wollen. Ein Rahmenvertrag war bislang aber noch nicht zustande gekommen. Deutschland als attraktiver Pharmamarkt hätte wie andere große EU-Staaten mit den Unternehmen auch allein einen Vertrag schließen können, sagte Spahn. Kleinere EU-Staaten hätten dann aber das Nachsehen gehabt.”Das ist manchmal etwas mühsamer, aber am Ende, wenn wir zusammenstehen, sind wir zusammen stärker”, sagte Spahn. Wie viel Impfdosen Deutschland genau aus dem von der EU-Kommission ausgehandelten Vertrag mit Pfizer und Biontech erhält, ist nach Angaben von dpa, die sich auf EU-Kreise bezieht, allerdings noch offen. Für eine Immunisierung mit dem Wirkstoff sollen zwei Dosen pro Person nötig sein. Grundsätzlich haben alle 27 EU-Länder gleichen Zugriff auf die ersten Lieferungen. Sie sollen nach Bevölkerungsstärke verteilt werden, womit Deutschland rund 19 % erhielte. Logistik als HerausforderungDie Hoffnungen des Gesundheitsministeriums, für Deutschland einen höheren Anteil Impfdosen zu erhalten, stützten sich wohl auch auf die 375 Mill. Euro, die die Bundesregierung Biontech erst Mitte September für die Impfstoffentwicklung zur Verfügung gestellt hatte. Nach Darstellung der EU-Kommission ergeben sich Spielräume bei der Verteilung aber nur dann, wenn nicht alle EU-Staaten die ihnen zugedachten Mengen abnehmen. Die Logistik dürfte alle Staaten vor Herausforderungen stellen, da der Impfstoff bei minus 70 Grad Celsius transportiert und gelagert werden muss.