Euro-Bonds sollen Schuldenabbau fördern

Italiens Notenbankchef pocht zudem auf Reformen

Euro-Bonds sollen Schuldenabbau fördern

tkb Verona – “Der Schuldenabbau hat Priorität. Welche Regierung nach der Parlamentswahl vom 4. März auch immer im Amt sei, sie muss den Abbau der Gesamtschulden vorantreiben.” Der Präsident der italienischen Zentralbank Banca d’Italia, Ignazio Visco, ließ anlässlich des Forex-Treffens in Verona am Wochenende keine Zweifel daran, was zu tun sei. “Die Finanzmärkte erwarten Signale für eine Stabilität”, erklärte der Notenbankchef bei seinem ersten offiziellen Auftreten nach seiner Wiederbestellung als Zentralbankchef. Bis Ende 2019 werde Italien noch von der Aufkaufstrategie der Europäischen Zentralbank profitieren, auch wenn die Akquisition von Staatsanleihen bereits Ende September 2018 zu Ende gehe, sagte Visco. Das aktuelle Zinsniveau werde auch nach der Beendigung von Mario Draghis QE-Programm andauern. Aber auch wenn es zu einer zaghaften Zinskorrektur nach oben käme, könnte Italiens Wirtschaft dies verkraften. Die Konjunktur-Belebung mit einem geschätzten Wachstum von 1,5 % im Vorjahr und voraussichtlich 1,5 % im laufenden Jahr sei im Gang. “Die Erholung muss konsolidiert, der Schuldenabbau eingeleitet und die Reformen fortgesetzt werden”, so Visco. Die Emission von Euro-Bonds könnte dem nötigen Schuldenabbau Auftrieb geben. Visco drängt auf eine gemeinsame europäische Bilanz, auf eine Beschleunigung bei der Umsetzung der Bankenunion. Italiens Banken müssen den Abbau der notleidenden Kredite fortsetzen. Diese seien innerhalb von zwei Jahren von 200 Mrd. auf 140 Mrd. Euro (brutto, nicht besichert) gesunken. Ein weiteres Problem sei die geringe Rentabilität im italienischen Kreditsystem mit 4,4 % im Schnitt. Mehr Rentabilität könne nur durch eine weitere Konsolidierung am Bankenmarkt und durch eine Änderung der bestehenden Geschäftsmodelle erreicht werden.Wirtschafts- und Finanzminister Pier Carlo Padoan warnte anlässlich der Tagung in Verona vor den zahlreichen Wahlversprechen der einzelnen Parteien: von der Abschaffung der Rentenreform bis zur Einführung von Mindesteinkommen oder Mindestrenten. Die Wahlversprechen summierten sich bereits auf hunderte von Mrd. Euro. Befürchtungen, dass dadurch der dringend nötige Schuldenabbau gebremst, die Reformpolitik ad acta gelegt und der Wirtschaftsaufschwung im Keim erstickt würden, seien berechtigt. Laut Padoan sei der Augenblick günstig, um endgültig mit dem Schuldenabbau zu beginnen: “Die Verschuldung hat sich inzwischen stabilisiert (133 % des BIP), die Wirtschaft ist nach der schwersten Krise der Nachkriegszeit wieder in Schwung gekommen.” Die Voraussetzungen, um die Gesamtverschuldung zu verringern, seien gegeben.