Euro-Daten schüren EZB-Spekulation
ms Frankfurt – Eine nochmalige deutliche Verlangsamung des Wirtschaftswachstums und eine weitere merkliche Abschwächung der Inflation im Euroraum schüren Erwartungen einer baldigen und kräftigen Lockerung der EZB-Geldpolitik. Gestern wurde bekannt, dass sich das Wachstum in der Währungsunion nach 0,4 % zum Jahresauftakt im Frühjahr auf 0,2 % halbiert hat. Zugleich ging die Inflation von 1,3 % im Juni auf 1,1 % zurück, womit sie sich weiter vom EZB-Preisziel von knapp 2 % entfernte.”Die heutige BIP-Schätzung und die im Juli veröffentlichte Inflationsrate bestätigen den Druck der EZB hin zu einem erneuten monetären Stimulus”, sagte gestern auch Marco Valli, Chefvolkswirt bei Unicredit. Ähnlich äußerten sich auch andere Ökonomen. Für die nächste geldpolitische Sitzung des EZB-Rats gilt an den Märkten eine weitere Zinssenkung bereits als ausgemachte Sache. Aber auch neue breite Anleihekäufe (Quantitative Easing, QE) liegen als Option auf dem Tisch. Die Erwartungen in diese Richtung nehmen zu.Der EZB-Rat hatte vergangene Woche die Hürde für eine weitere Lockerung seiner ohnehin bereits sehr expansiven Geldpolitik sehr niedrig gelegt. Als Begründung hatte der Rat auf den sich verschlechternden Wirtschaftsausblick und die nicht in Fahrt kommende Inflation verwiesen. Die gestern veröffentlichten Daten dürften diese Sorgen nun tendenziell noch einmal verstärken.Das Wachstum in der Eurozone verlangsamte sich im Frühjahr weiter (siehe Grafik). Als größte Sorgenkinder gelten aktuell Deutschland und Italien. In Deutschland gilt gar eine leichte Rezession nicht mehr als ausgeschlossen. Hintergrund ist vor allem die Krise in der Industrie infolge der globalen Handelskonflikte. In einem solchen Umfeld zieht auch die Teuerung nicht oder kaum an.Während die Euro-Hüter über eine neuerliche Lockerung inklusive QE-Neuauflage diskutieren, prüft derweil das Bundesverfassungsgericht die Rechtmäßigkeit der Anleihekäufe. Die Richter hinterfragten die Käufe gestern in einer mündlichen Anhörung in Karlsruhe erneut kritisch. – Berichte und Kommentar Seite 5