Euro-Industrie erhöht Schlagzahl

Die Euro-Industrie legt im Februar einen Zahn zu. Die Delle vom Jahresbeginn ist damit aber noch nicht ausgebügelt, und es ist auch zu wenig, um substanziell zum Wirtschaftswachstum im ersten Quartal beizutragen.

Euro-Industrie erhöht Schlagzahl

Industrie erhöht Schlagzahl

Produktion im Euroraum steigt um 0,8 Prozent – Materialmangel auf Vor-Corona-Niveau

ba Frankfurt

Die Euro-Industrie legt im Februar einen Zahn zu. Die Delle vom Jahresbeginn ist damit aber noch nicht ausgebügelt, und es ist auch zu wenig, um substanziell zum Wirtschaftswachstum im ersten Quartal beizutragen. Materialmangel zumindest ist für die deutsche Industrie nur noch ein geringes Problem.

Die Industrie im Euroraum hat im Februar zwar die Produktion ausgeweitet, damit die Scharte vom Jahresanfang aber bei Weitem noch nicht ausgewetzt. Nachdem die Energiepreise gesunken sind, die Lieferketten immer weniger Probleme bereiten und die Europäische Zentralbank (EZB) die Türen für eine Leitzinssenkung Mitte des Jahres weit geöffnet hat, steigen auch die Hoffnungen auf weitere Produktionsanstiege in den kommenden Monaten. Allerdings dürfte es im ersten Quartal noch nicht gereicht haben, dass das verarbeitende Gewerbe einen substanziellen Wachstumsbeitrag liefert.

Laut dem Statistikamt Eurostat hat die Gesamtfertigung im Februar saisonbereinigt um 0,8% zum Vormonat zugelegt. Dies war von Ökonomen so erwartet worden. Zudem war der Rückgang im Januar mit 3,0% etwas weniger ausgeprägt als zunächst mit −3,2% gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahr ergibt sich allerdings immer noch ein deutlicher Rückgang um 6,4%. Ökonomen hatten hier lediglich ein Minus von 5,5% erwartet, nachdem der Output zu Jahresanfang noch um revidiert 6,6 (zuvor. 6,7)% gedrosselt worden war.

Am deutlichsten wurde die Energieerzeugung eingeschränkt, und zwar um 3,0% im Monatsvergleich. Die Produktion von Verbrauchsgütern fiel um 0,9% geringer aus. Hingegen steigerten die Produzenten von Gebrauchsgütern den Output um 1,4%, von Investitionsgütern wurden 1,2% mehr hergestellt und bei Vorleistungsgütern waren es 0,5% mehr.

Die Entwicklung in den 20 Ländern des gemeinsamen Währungsraums verlief erneut höchst unterschiedlich. Die kräftigsten Rückgänge im Monatsvergleich verzeichneten Kroatien (−4,6%), Litauen (−3,0%) und Belgien (−2,7%). Die stärksten Anstiege meldeten Irland (3,8%) und Slowenien (3,3%). Unter den Euro-Schwergewichten stieg der Output in Spanien (1,3%) und in Deutschland (1,1%) am stärksten, wohingegen er in Frankreich (0,2%) Italien (0,1%) nur leicht anzog.

Materialmangel auf Vor-Corona-Niveau

Mittlerweile sind Materialknappheiten kaum noch ein Thema für die deutsche Industrie. In keiner Branche liegt der Anteil über 20%, insgesamt beklagten sich im März nur mehr 10,2% der vom Ifo-Institut befragten Firmen. Im Februar waren es 14,6%. „Die Versorgung von Rohstoffen und Vorprodukten hat sich in der letzten Zeit deutlich verbessert“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen. „Die Situation entspricht inzwischen fast wieder dem Stand vor der Coronakrise.“ Da der Tarifstreit bei der Deutschen Bahn beigelegt wurde und sich die Logistikbranche an die Verhältnisse im Roten Meer angepasst hat, gebe es momentan weniger Probleme. Am stärksten betroffen waren die Hersteller von Datenverarbeitungsgeräten (18,2%), gefolgt von den Produzenten elektrischer Ausrüstungen (17,5%), dem Maschinenbau (14,4%) und der chemischen Industrie (14,5%). In den übrigen Branchen seien es teils deutlich unter 10%.

Jüngst hatte die Krise im Roten Meer Erinnerungen an die Materialknappheiten während der Coronakrise geweckt. Wegen der anhaltenden Angriffe der jemenitischen Huthi-Rebellen wählen Reedereien den Umweg über das Kap der Guten Hoffnung statt der schnellsten Schifffahrtsroute zwischen Europa und Asien über das Rote Meer und den Suezkanal. Die längere Strecke bedeutet einen Zeitverzug von etwa zwei Wochen sowie höhere Kosten. Der Höhepunkt der Lieferprobleme wurde im Dezember 2021 erreicht, als 81,9% der Betriebe über Schwierigkeiten berichteten. Neben Unterhaltungselektronik fehlten vor allem in der Automobilindustrie wichtige Mikrochips.

Die Industrie erweist sich seit längerem als konjunktureller Bremsklotz. Jüngst hatte zwar der von S&P Global erhobene Einkaufsmanagerindex ein leichtes Wachstum der Euro-Wirtschaft signalisiert, doch wurde dabei der Zuwachs der Dienstleister von der Entwicklung der Industrie fast komplett neutralisiert. EZB-Chefin Christine Lagarde hatte nach der Zinssitzung im April gemahnt, dass die Euro-Wirtschaft im ersten Quartal noch schwach bleiben und sich dann im weiteren Jahresverlauf allmählich erholen werde. Ökonomen erwarten, dass die Wirtschaftsleistung in den drei Monaten bis März um 0,1% zugelegt hat, nachdem sie zum Jahresende 2023 stagnierte. Eurostat will am 30. April die erste Schnellschätzung zur Entwicklung im ersten Quartal veröffentlichen.

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