Konjunktur

Euro-Industrie legt einen Zahn mehr zu als ohnehin erwartet

Die Euro-Industrie hat im August die Produktion zum Vormonat unerwartet kräftig ausgeweitet. Der Jahresvergleich fällt weniger erfreulich aus.

Euro-Industrie legt einen Zahn mehr zu als ohnehin erwartet

Euro-Industrie legt einen Zahn zu

Produktion steigt im Monatsvergleich stärker als erwartet – Irland ist mal wieder Spitzenreiter

ba Frankfurt

Die Industrieunternehmen im Euroraum haben im August die Produktion überraschend deutlich ausgeweitet. Die Scharte vom Juli ist damit aber noch nicht ausgemerzt, so dass sich die Industrie im eben beendeten dritten Quartal als Belastung für die Gesamtwirtschaft erweisen könnte.

Laut dem europäischen Statistikamt Eurostat legte der Ausstoß um 0,6% im Vergleich zum Vormonat zu. Ökonomen hatten zwar mit einer höheren Fertigung gerechnet, allerdings im Schnitt nur ein Wachstum um 0,2% prognostiziert. Allerdings war der Rückgang im Juli mit –1,3% deutlicher ausgefallen als mit –1,1% zunächst gemeldet. Für den Jahresvergleich verzeichnet Eurostat allerdings ein Produktionsminus von 5,1%. Ökonomen lagen auch hier daneben, allerdings hatten sie von der Euro-Industrie nur ein en um 3,5% niedrigeren Output erwartet.

Ähnliches Bild in der EU

Für die gesamte Europäische Union meldet Eurostat für den Monatsvergleich identische Zahlen: So folgte ein Zuwachs um 0,6% dem Minus von revidiert 1,3 (zunächst 1,1)%. gegenüber dem Vorjahr berichten die Luxemburger Statistiker über einen Rückgang von 4,4%.

Im August wurden im Monatsvergleich im Euroraum vor allem mehr Gebrauchsgüter gefertigt. Eurostat meldet hier ein Plus von 1,2%. Die Produktion von Verbrauchsgütern stieg um 0,5%. Bei den Investitionsgütern wie etwa Maschinen lag der Ausstoß um 0,3% über dem Vormonatsniveau. Die Produktion von Vorleistungsgütern hingegen fiel um 0,3% niedriger aus. Die Energieerzeugung sank um 0,9%.

Irland mal wieder vorn

Unter den Mitgliedstaaten der Europäischen Union vermeldeten Irland (6,1%), die Slowakei (4,5%) und Litauen (3,7%) die höchsten Anstiege im Monatsvergleich. Allerdings fallen die irischen Daten wegen der Aktivitäten multinationaler Unternehmen, die dort ihren Sitz haben, stets recht volatil aus. Im Juli etwa ergab sich ein Produktionsrückgang von 9,0%, das einem Fertigungszuwachs von 9,3% im Juni folgte. Das nationale Statistikamt CSO Irland führt seit längerem eine Überprüfung der saisonalen Anpassungsmethode für die industrielle Produktion und Umsatz durch. Zu den stärksten monatlichen Rückgängen kam es laut Eurostat in Ungarn (–2,4%), Kroatien (–2,2%) und Belgien (–1,8%).

Der Blick auf die größten Euro-Volkswirtschaften zeigte gleichfalls ein sehr gemischtes Bild: So hatte Italiens Industrie die Produktion um 0,2% hochgefahren. In Frankreich drosselten die Industrieunternehmen den Ausstoß um 0,2%, in Spanien betrug der Rückgang 0,7%.

Dass Deutschland bei Eurostat mit einem Plus von 0,1% zu den Ländern mit einem Produktionsanstieg gezählt wird, liegt an der unterschiedlichen Abgrenzung: In Luxemburg wird die Entwicklung des Produktionsvolumens der Industrie ohne Baugewerbe betrachtet. In Wiesbaden wird der Blick auf das verarbeitende Gewerbe insgesamt gerichtet – ebenso wie auf die Industrie im engeren Sinne, also ohne Baugewerbe und Energieerzeugung. Und so berichtete das Statistische Bundesamt (Destatis), dass die deutsche Industrie im engeren Sinne 0,5% mehr hergestellt hat als im Vormonat. Die Energieerzeugung wiederum fiel um 6,6%. Und die Baubranche fertigte 2,4% weniger als im Juli, nachdem es im Vormonat ein unerwartetes Wachstum gegeben hatte. Für das verarbeitende Gewerbe allerdings ergab sich mit −0,2% im August der vierte Rückgang in Folge. Seit Jahresbeginn verzeichnete Destatis erst dreimal einen Produktionszuwachs gegenüber dem Vormonat.

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