Euro-Inflation bleibt das Sorgenkind der EZB

Kernrate verharrt im Dezember unerwartet bei 0,9 Prozent - Notenbanker debattieren über QE-Ende

Euro-Inflation bleibt das Sorgenkind der EZB

ms Frankfurt – Der wirtschaftliche Aufschwung in Euroland nimmt immer mehr Fahrt auf – aber die Inflation zieht weiter nicht richtig an. Das Dilemma der Euro-Notenbanker, das bereits das Jahr 2017 geprägt hat, besteht also zumindest vorerst fort – was die Europäische Zentralbank (EZB) darin bestärken dürfte, in Sachen Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik weiter sehr vorsichtig zu agieren – und zu kommunizieren.Im Dezember schwächte sich die Euro-Inflation von zuvor 1,5 % auf 1,4 % ab, wie Eurostat am Freitag mitteilte. Die EZB strebt mittelfristig unter, aber nahe 2 % an. Der Grund für den Rückgang war primär ein im Vorjahresvergleich geringerer Preisanstieg im Bereich Energie. Nach einem Plus von 4,7 % im November stand im Dezember nur eines von 3,0 % zu Buche. Eine solche durch Basiseffekte bedingte Abschwächung war aufgrund der Ölpreisentwicklung abzusehen, weswegen der leichte Inflationsrückgang von Ökonomen so prognostiziert und wohl auch von der EZB erwartet worden war.Enttäuschender dürfte da auch aus Sicht der Euro-Hüter sein, dass die Kernrate ohne Energie und Lebensmittel bei 0,9 % verharrte. Volkswirte hatten mehrheitlich einen Anstieg auf 1,0 % erwartet und auch die EZB setzt darauf, dass die Kernrate, die als besserer Indikator für den inländischen Preisdruck gilt, allmählich anzieht. Tatsächlich aber lag sie nun den dritten Monat in Folge unterhalb der 1-Prozent-Marke, nachdem sie zur Jahresmitte auch schon einmal bei 1,2 % gelegen hatte.Zuletzt hatte sich der EZB-Rat zuversichtlicher gezeigt, dass mit dem sich festigenden Aufschwung auch die Inflation anzieht und auf einen nachhaltigen Pfad in Richtung der 2 % einschwenkt. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund hatten sich Stimmen aus dem Rat für ein Ende der Nettoanleihekäufe gegen Ende des Jahres und womöglich schon nach Ende September 2018 gemehrt (vgl. BZ vom 4. Januar). Im Oktober hatte der Rat das Anleihekaufprogramm (Quantitative Easing, QE) über Ende 2017 hinaus bis mindestens Ende September 2018 verlängert, aber kein Enddatum gesetzt.Die Dezember-Inflationsdaten werden die optimistischere Einschätzung nun wohl kaum komplett über den Haufen werfen. Sie dürften aber jene Notenbanker stärken, die dafür plädieren, sehr vorsichtig zu sein und geldpolitisch lieber zu viel als zu wenig zu tun, weil sie noch nicht sicher sind, dass es nachhaltig in Richtung 2 % geht. Sie verweisen insbesondere auf den schwachen Lohnanstieg, der die Inflation dämpft.Die Hardliner wie Bundesbankpräsident Jens Weidmann dagegen werden wohl auf ihrer Position beharren, dass sich das stärkere Wachstum irgendwann in mehr Inflation niederschlägt – auch wenn das dieses Mal etwas länger dauern sollte. Sie können auch auf ein Anziehen der Inflationserwartungen verweisen (siehe Grafik). Zum Jahreswechsel hatte EZB-Direktoriumsmitglied Yves Mersch im Interview der Börsen-Zeitung gewarnt, dass auch ein zu später Ausstieg Gefahren birgt (vgl. BZ vom 30.12.2017).Für die Jahre 2018 bis 2020 prognostiziert die EZB Inflationsraten von 1,4 %, 1,5 % und 1,7 %. Das ist unterhalb dessen, was die Mehrheit im EZB-Rat als in Einklang mit dem 2-Prozent-Ziel bezeichnen dürfte. Es ist aber auch weit entfernt von einer Deflation. Mit der Gefahr einer solchen Abwärtsspirale hatte die EZB die beispiellosen Maßnahmen wie QE oder Negativzinsen begründet.Am Donnerstag nun veröffentlicht die EZB das Protokoll der Dezember-Sitzung. Spiegelt sich darin erneut die größere Zuversicht zum Inflationsausblick wider, könnte das eine weitere Vorbereitung dafür sein, dass die EZB allmählich ihre Kommunikation anpasst, um ein Ende der QE-Nettokäufe vorzubereiten. Mersch hatte gesagt, mit einer steigenden Zuversicht tendiere die Wahrscheinlichkeit einer erneuten QE-Ausweitung “Richtung null”.