Euro-Inflation schwächt sich ab

Rückgang der Energiepreise - Kernrate steigt auf 1,1 Prozent - Dienstleistungssektor im Auftrieb

Euro-Inflation schwächt sich ab

Das Jahr beginnt mit gemischten Nachrichten für die Europäische Zentralbank (EZB). Die Inflation ist zu Jahresbeginn zwar weiter unter die Zielmarke von unter, aber nahe 2 % gesunken. Die Kernrate – ohne Energie und Lebensmittelpreise – hat aber wieder etwas angezogen, was die Notenbanker freuen dürfte.jw Frankfurt – Die alle Güter umfassende Teuerungsrate legte im Januar aufgrund gefallener Energiepreise nur noch um 1,4 % zum Vorjahresmonat zu, wie Eurostat am Freitag in einer vorläufigen Schätzung mitteilte. Das ist der niedrigste Wert seit April 2018. Die niedrigen Ölpreise werden die Inflation wohl auch in den kommenden Monaten weiter beeinflussen. Die Teuerungsrate wird sich daher bis zum Sommer wohl weiter abschwächen. Erst zum Jahresende rechnen Ökonomen mit einer Erholung.Laut Eurostat verteuerte sich Energie im Januar mit 2,6 % am stärksten, gefolgt von Lebensmitteln, Alkohol und Tabak (1,8 %), Dienstleistungen (1,6 %) und Industriegütern ohne Energie (0,3 %). Die Schätzung für Januar beruht jedoch auf Daten, die eine methodische Änderung berücksichtigen. Daher wurden ausschließlich die Inflationsraten für Januar veröffentlicht, die revidierten Daten aus dem Vorjahr werden erst am 22. Februar folgen. Im Dezember und damit vor der statistischen Umstellung war noch eine Inflationsrate von 1,6 % genannt worden.Die Konjunktur im 19-Länder-Block hatte sich zuletzt abgeschwächt, was die geldpolitische Straffung der EZB verzögern oder gar zu neuen Impulsen führen könnte. Angesichts innerstaatlicher politischer Konflikte und des US-chinesischen Handelsstreits, welche die Stimmung belasteten, schloss die Euro-Wirtschaft das vergangene Jahr nur mit einem mäßigen Anstieg im Wirtschaftswachstum ab. Italien ist in die Rezession gerutscht, vorausschauende Stimmungsindikatoren zeigen fast einheitlich ein düsteres Bild, und auch die Bundesregierung hat in der abgelaufenen Woche ihren Wachstumsausblick reduziert. Kein AusreißerDie EZB hatte ihre Anleihekäufe im Dezember eingestellt und sich dazu verpflichtet, die Zinsen bis mindestens zum Ende des Sommers, wenn nicht sogar länger, auf ihrem historischen Tiefststand zu belassen, um die Inflation auf ein Ziel von knapp unter 2 % zu bringen. Mittlerweile haben sich die Risiken für die Konjunkturaussichten aufgrund des zunehmenden Protektionismus, der nachlassenden chinesischen Nachfrage und der gestiegenen Wahrscheinlichkeit eines Hard Brexit jedoch erhöht. Trotzdem hält die EZB die Chance einer Rezession immer noch für gering. Die Arbeitslosigkeit gehe weiter zurück, steigere die Löhne und trage zur Inlandsnachfrage bei. Daher rechnet die EZB mittelfristig mit einer Anhebung der Kernrate.Zumindest der Januar hat ihr recht gegeben – die Kernteuerungsrate kletterte von 1,0 % im Vormonat auf 1,1 %. Dieser Anstieg ist vor allem auf die höhere Teuerungsrate für Dienstleistungen zurückzuführen, die von 1,3 % auf 1,6 % sprang. Hierbei dürfte es sich Commerzbank-Ökonom Christoph Weil zufolge nicht um einen Ausreißer handeln. Vielmehr deuten die gestiegenen Arbeitskosten in diesem Sektor auf einen nachhaltig höheren Preisanstieg bei Dienstleistungen hin.Angesichts der globalen Unsicherheiten ist es aber unklar, ob die Unternehmen die höheren Lohnkosten direkt an die Verbraucher weitergeben werden. Die eigenen Prognosen der EZB von einer Kerninflation von 1,4 % für dieses Jahr sehen daher etwas optimistisch aus, was dazu führen könnte, dass die Notenbank im März Abwärtsanpassungen vornehmen könnte. Die Ökonomen der Commerzbank rechnen im Jahresdurchschnitt mit einer Kernteuerungsrate von 1,2 % für die Eurozone – etwas höher als 2018 mit 1,0 %.Außer der Inflation dürfte die EZB dieses Jahr vor allem ihre Personalpolitik umtreiben. Die Amtszeit von EZB-Präsident Mario Draghi und zwei weiteren Mitgliedern des Direktoriums endet 2019 – und auch bei den nationalen Notenbanken werden rund die Hälfte der Präsidenten ausgetauscht. Bereits Ende Mai wird EZB-Chefvolkswirt Peter Praet seinen Hut nehmen. Während seine Nachfolge indirekt bereits geklärt ist – einziger Kandidat ist der irische Notenbankgouverneur Philip Lane – stehen hinter der Frage, wer Draghi und Benoît Coeuré nachfolgt, noch viele Fragezeichen.