Euro-Inflation über EZB-Zielmarke
Die Euro-Notenbanker ringen aktuell um Details ihres künftigen geldpolitischen Kurses. Es geht um die künftige Strategie bei den Reinvestitionen auslaufender QE-Papiere und die Zinsnormalisierung. Die Euro-Inflation bietet da nun gemischte Signale: Die Gesamtteuerung zieht an, die Kernrate gibt leicht nach.ms Frankfurt – Die Inflation im Euroraum hat im September leicht angezogen – was die Europäische Zentralbank (EZB) in ihrer Absicht bestärken dürfte, die umstrittenen Anleihekäufe (Quantitative Easing, QE) zum Jahresende einzustellen. Zugleich aber schwächte sich die Kerninflation ohne Energie und Lebensmittel erneut etwas ab – was die Euro-Hüter an einem generell sehr vorsichtigen Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik festhalten lassen dürfte. Energie als TreiberDie Inflation kletterte von 2,0 % im August auf 2,1 %, wie Eurostat am Freitag in einer ersten Schätzung mitteilte. Bereits im Juli hatte die Teuerung bei 2,1 % gelegen – was da den höchsten Stand seit Dezember 2012 markiert hatte. Getrieben war der jetzige Anstieg vor allem von höheren Energie- und Lebensmittelpreisen. Die Kernrate dagegen gab leicht nach – von 1,0 % auf 0,9 %. Im Juli hatte sie bei 1,1 % gelegen.Die Euro-Hüter ringen aktuell um Details ihres künftigen geldpolitischen Kurses. Zwar hat der EZB-Rat grundsätzlich in Aussicht gestellt, die QE-Nettokäufe Ende 2018 zu beenden. Sie werden sich bis dahin auf rund 2,6 Bill. Euro belaufen haben. Zugleich will der EZB-Rat bis weit ins Jahr 2019 hinein an den aktuellen rekordniedrigen Leitzinsen festhalten. Der Schlüsselsatz liegt derzeit bei 0 %. Aber auch nach dem Ende der Nettokäufe will die EZB auslaufende QE-Papiere reinvestieren – und die Notenbanker grübeln über die Details. Zudem gibt es Diskussionen über den Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung und die Kommunikation zum künftigen Zinspfad.Mit den 2,1 % liegt die Inflation im Euroraum nun den vierten Monat in Folge etwas oberhalb des EZB-Zielwerts von unter, aber nahe 2 %. Für die Euro-Hüter ist aber nicht die aktuelle Inflationsrate entscheidend, sondern der mittelfristige Inflationsausblick. Dabei steht die Kernrate im besonderen Fokus, weil sie als besserer Gradmesser des zugrundeliegenden Preisdrucks gilt. Der Rückgang auf 0,9 % war da eher enttäuschend.Hinter diesem Rückgang steckt aber auch ein Rundungseffekt. Tatsächlich ging die Kernrate de facto nur von 0,96 % auf 0,94 % zurück. Zugleich aber blieb der von einigen erhoffe Anstieg in jedem Fall aus. Die Commerzbank verwies am Freitag darauf, dass der von der EZB unterstellte Anstieg der Kerninflation auf 1,1 % im Jahresdurchschnitt 2018 kaum noch zu schaffen sei.EZB-Präsident Mario Draghi hatte erst am Montag mit Aussagen für Aufsehen gesorgt, die als optimistischer zum Inflationsausblick interpretiert worden waren. Er sprach von der Erwartung eines “relativ kräftigen” Anstiegs der Kerninflation. De facto hatte er aber nur den bisherigen EZB-Ausblick genauer ausgeführt. EZB-Chefvolkswirt Peter Praet hatte denn auch Spekulationen auf eine schnellere Zinswende gedämpft (vgl. BZ vom 26. September).Die große Frage ist nun, wie schnell die Kernrate anzieht. Für 2018 bis 2020 sagen die EZB-Volkswirte aktuell Gesamtinflationsraten von jeweils 1,7 % voraus. Für die Kernrate erwarten sie in diesen Jahren 1,1 %, 1,5 % und dann 1,8 %. Die Notenbanker setzen dabei vor allem auf steigende Löhne. Das Lohnwachstum hatte im zweiten Quartal von zuvor 1,9 % auf 2,3 % zugelegt. Für Diskussionen in Notenbankkreisen sorgt aktuell vor allem, wie die EZB nach dem Ende der QE-Nettokäufe die geplanten Reinvestitionen gestaltet. So gibt es Überlegungen, stärker in langlaufende Papiere umzuschichten, um deren Renditen zu drücken. Die Bundesbank beispielsweise hält aber nichts von geldpolitisch motivierten Feinjustierungen bei der Wiederanlage der Gelder hält (vgl. BZ vom 4. Juli).Diskutiert wird auch über den Zeitpunkt des ersten Zinsschritts und die Kommunikation des Zinspfads. Österreichs Notenbankchef Ewald Nowotny hatte sich unlängst für eine schnellere Normalisierung ausgesprochen und gesagt, er stehe damit im EZB-Rat nicht allein. Zudem geht es um die Frage, wie viel Guidance die EZB geben kann und sollte.