Euro-Wirtschaft verliert an Kraft

Konjunkturtableau signalisiert aber weiter Wachstum - Einkaufsmanagerindex geht zurück

Euro-Wirtschaft verliert an Kraft

Die Anzeichen mehren sich, dass der Höhepunkt des Aufschwungs im Euroraum überschritten ist. Trotz der sich abschwächenden Dynamik bleibt das Wirtschaftswachstum aber stark. Die Ökonomen begnügen sich mit Feinjustierungen an ihren Prognosen.”Sowohl für Deutschland als auch das gesamte Eurogebiet wird somit ein relativ hohes Wachstum für das laufende Jahr prognostiziert, das dem Wachstum des Vorjahres entspricht oder sogar leicht höher liegt”, kommentiert ZEW-Experte Michael Schröder die neuesten Prognosen. Wie nach den jüngsten Rückgängen bei Stimmungsindikatoren bereits abzusehen war, erwarten die Experten für das kommende Jahr einen Rückgang der Wachstumsraten auf noch hohem Niveau. Details zeigen anderes BildBei den Komponenten des realen BIP sieht Schröder “einige Veränderungen der Vorhersagen, die nachdenklich stimmen”. Denn für den gemeinsamen Währungsraum erwarten die Auguren für 2018 nur noch einen Zuwachs von 3,5 % bei Anlageinvestitionen nach 4,4 % Ende Januar. Die Prognosen für die Exporte wurden dagegen von zuvor 4,2 % auf 4,7 % erhöht. “Angesichts der derzeit drohenden Gefahr eines internationalen Handelskrieges könnte sich der in diesen Prognosen zum Ausdruck kommende Optimismus hinsichtlich des internationalen Handels als übertrieben herausstellen”, mahnt Schröder. Falle das Exportwachstum geringer aus, hätte dies entsprechend negative Konsequenzen für das Wachstum der europäischen Volkswirtschaften. Auch bei der Verbraucherpreisinflation scheine eine Obergrenze erreicht zu sein, sagt Schröder. So werde unverändert eine durchschnittliche Inflationsrate von 1,5 % für 2018 erwartet. Die Vorhersage für 2019 wurde geringfügig auf 1,6 % von 1,7 % gesenkt. “Sollten die Prognosen zutreffen, wäre eine geldpolitische Wende noch in weiter Ferne”, so Schröder.Gemessen an der Steigung der Zinsstrukturkurve wird das Wachstum in den kommenden 1,5 bis 2 Jahren eher verhalten ausfallen. Aktuell beträgt der Abstand zwischen langfristigen (10 Jahre) und kurzfristigen Zinsen (3 Monate) im Eurogebiet lediglich 83 Basispunkte. Allerdings könnte die Aussagekraft dieses Indikators durch die spezielle geldpolitische Situation im Euroraum beeinträchtigt sein, schränkt Schröder ein. In den USA ist die Steigung der Zinsstrukturkurve mit derzeit 48 Basispunkten (Zehnjahreszins minus Dreimonatszins) allerdings sogar noch etwas geringer als im Eurogebiet, was auf “erheblich eingetrübte mittelfristigen Wachstumsaussichten” hindeutet.Beleg für das schwächere Wirtschaftswachstum im Euroraum sind auch die finalen Daten des Einkaufsmanagerindex (PMI) Composite, der Industrie und Dienstleister zusammenfasst. Dieser ist im März um 1,3 auf 54,9 Punkte gesunken, das sind 0,1 Zähler weniger, als in der Erstschätzung ermittelt wurde (vgl. BZ vom 23. März). Chris Williamson, Chefvolkswirt bei IHS Markit, macht für die Abkühlung auch kurzfristige Faktoren verantwortlich, wie etwa Kapazitätsengpässe bei Lieferanten und am Arbeitsmarkt. Vor allem die wetterbedingten Geschäftsausfälle der vergangenen Monate erschwerten es, das genaue Ausmaß der Abkühlung zu beziffern. Daher würden die April-Daten “besonders wichtig sein, um die tatsächliche zugrunde liegende Wachstumsdynamik zu ermitteln und den wahrscheinlichen Zeitpunkt einer Änderung der EZB-Politik zu bestimmen”, so Williamson. Wichtig an den jüngsten Umfrageergebnissen sei, dass “lediglich der Anteil der Firmen gesunken ist, bei denen die Geschäfte im Vormonatsvergleich besser liefen, und nicht der Anteil der Firmen gestiegen ist, die Geschäftseinbußen verzeichneten”.