DAS KONJUNKTURTABLEAU VON ZEW UND BÖRSEN-ZEITUNG

Euroraum lässt Talsohle hinter sich

Ökonomen prognostizieren 1,6 Prozent Wachstum für 2016 und 2017 - Konsum als tragende Säule

Euroraum lässt Talsohle hinter sich

2015 zählt mit einem Wirtschaftswachstum von moderaten 1,5 % im Euroraum zwar nicht zu den dynamischsten Jahren, doch der Vergleich mit dem Vorjahr zeigt, dass die Talsohle nun wirklich durchschritten ist – trotz der aktuellen Krisen, Konjunktursorgen und Börsenturbulenzen.ba Frankfurt – Zu Jahresbeginn blicken die Prognostiker trotz der Wachstumsschwäche in den Schwellenländern, der geopolitischen Risiken und der Börsenturbulenzen mit Zuversicht auf die konjunkturelle Entwicklung der Eurozone. Insgesamt seien die Wachstumsprognosen für dieses und das kommende Jahr durchaus optimistisch, fasst ZEW-Experte Michael Schröder die Daten des jüngsten Konjunkturtableaus der Börsen-Zeitung und des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zusammen. Die Mannheimer Konjunkturforscher sammeln dafür alle Prognosedaten von Wirtschaftsforschungsinstituten, Banken und Institutionen und errechnen den Medianwert der jeweiligen Eingangsparameter.Das abgelaufene Jahr hat nach ihren Daten ein recht moderates Wachstum von 1,5 % zustande gebracht. Damit gehöre es “ganz sicher nicht zu den Jahren mit den höchsten Wachstumsraten im Eurogebiet”, so Schröder. Wichtiger als die Prozentzahl sei aber der Vergleich mit 2014. Dieser zeige, “dass die wirtschaftliche Talsohle nun wirklich durchschritten ist”.Gestützt werde diese Einschätzung von den Voraussagen für das laufende und das kommende Jahr. Mit dem erwarteten Plus von jeweils 1,6 % wiesen die Prognostiker aber auch darauf hin, “dass der Weg zum nächsten Boom in den Ländern des Eurogebiets noch weit ist”. Dies ist laut Schröder auch an den Zahlen für die Arbeitslosenrate ablesbar, die sich zwar allmählich verbessern, aber immer noch auf einem hohen Niveau von 10 % oder leicht darüber verbleiben sollten. Im Dezember 2015 ist die Arbeitslosenquote in den 19 Euro-Ländern mit saisonbereinigt 10,4 % auf den niedrigsten Stand seit mehr als vier Jahren gefallen (siehe unten stehender Bericht).Tragende Säule des Wachstums werde 2016 und 2017 weiter der private Konsum sein. Der Staatskonsum wird laut den Prognosen mit einer Zunahme von 1,2 % in diesem Jahr ebenso eine wichtige Rolle spielen, für 2017 wird hier jedoch ein Rückgang auf 0,9 % vorhergesagt. “Die derzeitigen Sonderbelastungen der Staatshaushalte zur Krisenbewältigung werden somit mittelfristig nicht als dauerhaft angesehen”, schließt Schröder.Für die Exporte aus dem Eurogebiet könnte 2016 ein eher schlechtes Jahr werden. Hier nehmen die Experten nur noch eine Steigerung von 4,2 % an nach 4,9 % im vergangenen Jahr. 2017 sollen sie jedoch wieder um 4,6 % zulegen. “Die diesen Prognosen zugrunde liegende Schwächephase des weltweiten Wachstums sollte entsprechend schon 2017 wieder überwunden sein”, vermutet Schröder.Die Erwartungen hinsichtlich der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) bleiben im Vergleich zum Jahresende praktisch unverändert. Selbst für 2017 rechnen die Experten mit einem kurzfristigen Zins, der bei 0 % oder sogar darunter liegt. Anders hingegen fällt der Blick auf die US-Geldpolitik aus: Für 2016 haben die Experten zwar nur einen Anstieg um kaum 20 Basispunkte bei den kurzfristigen Zinsen auf der Rechnung, 2017 sollen es dann jedoch weitere 55 Basispunkte mehr sein. Dies würde eine deutliche Abkoppelung in den geldpolitischen Strategien zwischen EZB und Fed bedeuten. Da die Experten für 2017 einen Anstieg der Inflation im Euroraum auf 1,5 % erwarten, “dürfte eine Rückkehr zur Normalität auch bei der EZB-Geldpolitik 2017 eingeleitet werden”, sagte Schröder.