Euroraum verharrt in schlechter Laune

Die Stimmung von Unternehmen und Verbrauchern im Euroraum ist trübe. Am besten sieht es derzeit noch bei den Dienstleistern aus.

Euroraum verharrt in schlechter Laune

Euroraum verharrt in schlechter Laune

Economic Sentiment Index auf tiefstem Stand seit knapp drei Jahren – Unsicherheit nimmt zu

ba Frankfurt

Die Stimmung in der Euro-Wirtschaft hat sich im Oktober stabilisiert, allerdings auf niedrigem Niveau. Pessimistischer zeigten sich Unternehmen und Verbraucher zuletzt im November 2020, als die Corona-Pandemie die Wirtschaft belastete. Die Beschäftigungserwartungen, die vergangenen Monat den seit Februar währenden Abwärtstrend beendet haben, haben sich gleichfalls stabilisiert, wie die EU-Kommission mitteilte. Die wirtschaftliche Unsicherheit allerdings hat erneut zugenommen – vor allem bei den Verbrauchern und in der Baubranche. Die Stimmungsumfrage deutet damit weiter keine Verbesserung für das vierte Quartal an.

Sechstes Minus in Folge

Der Economic Sentiment Index (ESI) sank laut EU-Kommission um 0,1 auf 93,3 Punkte. Ökonomen hatten den sechsten Rückgang in Folge erwartet, jedoch mit einem neuen Zählerstand von 93,0 gerechnet. Der ESI für die Europäische Union legte um 0,2 auf 93,1 Punkte zu.

Der Indikator der Beschäftigungserwartungen – der Employment Expectations Indicator (EEI) – für die Euro-Wirtschaft fiel um 0,1 auf 102,8 Punkte und notiert damit im Gegensatz zum ESI weiter oberhalb seines langjährigen Durchschnittswertes. Der EEI für die EU sank um 0,3 auf 102,3 Zähler. Hier kompensierten die verbesserten Beschäftigungspläne der Dienstleister und des Baugewerbes die trüberen Jobaussichten in Industrie und Einzelhandel. Die Verbraucher, deren Erwartungen nicht im Beschäftigungsbarometer enthalten sind, machten sich etwas weniger Sorgen um ihren Arbeitsplatz.

Einzelhandel verliert

Die Verkaufspreiserwartungen in der EU gingen im Einzelhandel auf hohem Niveau erneut leicht zurück. In der Industrie blieben sie stabil und weiter unter dem langjährigen Schnitt. Für die Dienstleister und den Bau meldet die EU-Kommission höhere Verkaufspreiserwartungen als zuletzt. Die Preiserwartungen der Verbraucher für die nächsten zwölf Monate sind im Oktober hingegen leicht gesunken.

Im Euroraum sticht unter den Teilbereichen der Einzelhandel heraus. Der entsprechende Indikator gab um 2,1 Punkte nach. Hier macht sich die Inflation bemerkbar, die an der Kaufkraft der Verbraucher nagt und deren Konsumlaune auf niedrigem Niveau verharren lässt. Das Verbrauchervertrauen hat im Oktober erneut nachgegeben, und zwar um 0,1 Punkte. Ebenfalls kaum verändert zeigte sich die Stimmung in der Baubranche ( 0,1 Punkte), die am stärksten unter den sich verschärfenden Finanzierungskonditionen infolge der Zinswende der Europäischen Zentralbank leidet. Die Dienstleister haben die leichte Stimmungseintrübung im September derweil überwunden ( 0,4 Punkte).

Kapazitätsauslastung sinkt

Die Industrie zeigte sich pessimistischer (–0,4 Punkte). Hier fiel die Kapazitätsauslastung im Vergleich zur vorherigen Befragung im Juli um 0,6 Prozentpunkte auf 79,4%. In der EU ergab sich ein Minus von 0,4 Prozentpunkten auf 79,5%. Der langjährige Schnitt liegt bei 80,6%.

In der EU hat entsprechend der Anteil der Manager, die ihre derzeitigen Produktionskapazitäten mit Blick auf Auftragsbestände und Nachfrageerwartungen als "mehr als ausreichend" einschätzen, deutlich zugenommen. Auch die Exporterwartungen legten zu. Die geschätzte Anzahl der durch den Auftragsbestand gesicherten Produktionsmonate ging allerdings leicht um 0,2 auf 4,9 Monate zurück. Eine unzureichende Nachfrage gilt mittlerweile mehr als einem Drittel der Industriemanager als produktionshemmender Faktor. Material- und/oder Ausrüstungsengpässe oder Personalengpässe sind derweil ein geringeres Problem als in der vorherigen Umfragerunde.

Bessere Stimmung in Spanien

In den großen Mitgliedsländern legte der ESI in Spanien (1,2 Punkte) und Deutschland (0,5) zu. Eine deutliche Stimmungseintrübung meldet die EU-Kommission für Frankreich (–2,9) und, wenn auch geringer, Italien (–0,9). In den Niederlanden blieb die Stimmung unverändert.

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