"Eurozone dürfte wieder in die Rezession rutschen"

Konjunkturexperten erwarten BIP-Minus von 0,3 Prozent - Zuversicht aber für den Außenhandel

"Eurozone dürfte wieder in die Rezession rutschen"

ba Frankfurt – Die Aussichten für die Konjunktur Eurolands sehen trübe aus, ein schnelles Ende der Talfahrt scheint angesichts der erneut hochkochenden Staatsschuldenkrise nicht in Sicht. So sind die Konjunkturprognosen, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) monatlich für die Börsen-Zeitung auswertet, erneut nachjustiert worden. “Die Eurozone dürfte dieses Jahr wieder in die Rezession rutschen”, kommentiert ZEW-Experte Marcus Kappler.Dies deutet auch die zweite Veröffentlichung des vom Forschungsinstitut Markit erhobenen Einkaufsmanagerindex an: Der Indikator fiel im Mai von 46,7 auf 46,0 Punkte und damit etwas weniger stark als mit 45,9 Zählern zunächst gemeldet. Dennoch liegt das Barometer weiter auf dem tiefsten Stand seit Juni 2009 und ist von der Wachstumsschwelle bei 50 Punkten deutlich entfernt. Die Eurozone bewege sich auf eine Rezession zu, da die gesamte Privatwirtschaft bereits tief unter die Wachstumszone gefallen sei und sich vor allem die Industrie im Abschwung befinde, so Markit.Das Konjunkturtableau der Börsen-Zeitung prognostiziert für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ein Minus von 0,3 % im laufenden Jahr. Im April hatten die Auguren im Median noch – 0,2 % erwartet. Im kommenden Jahr sollte das BIP der 17 Länder, welche die gemeinsame Währung teilen, wieder mit 1,0 % expandieren. In der Prognose von vor zwei Monaten (vgl. BZ vom 3. April) wurde der Eurozone noch ein Plus von 1,1 % zugetraut. “Klar dürfte aber sein, dass dieses Szenario keine wesentliche Verschärfung der Schuldenkrise unterstellt und davon ausgeht, dass die Konsolidierungsanstrengungen der besonders betroffenen Länder irgendwie wachstumsverträglich unternommen werden”, schränkte Kappler ein.Besonders stark wurden die Vorhersagen zum privaten Konsum korrigiert. Laut Medianprognose wird nun ein Minus von 0,5 % (- 0,4 Prozentpunkte) im Vergleich zu 2011 erwartet, 2013 soll das Plus bei 0,5 (ebenfalls – 0,4 Prozentpunkte) liegen. Die Prognose wird unterstützt von der Eurostat-Meldung, dass der saisonbereinigte Einzelhandelsumsatz im Euroraum im April gegenüber dem Vormonat um 1 % gesunken ist. Der staatliche Konsum dürfte laut den vom ZEW erfassten Auguren 2012 um 0,8 % (- 0,1 Punkte) schrumpfen, die Prognose für 2013 beträgt unverändert + 0,3 %. Aufgrund des sinkenden Außenwertes des Euro wird beim Export ein Zuwachs von 2,4 % (+ 0,2 Punkte) in diesem und 5,0 % (+ 0,7 Punkte) im kommenden Jahr erwartet. Die steigende Produktion für die Weltmärkte stimuliert auch die Importe von Vor- und Zwischenprodukten. Entsprechend wird statt der vor zwei Monaten prognostizierten Stagnation nun ein Importwachstum von 0,9 % vorhergesagt, für 2013 dann von 4,5 % (+ 0,5 Punkte). Düster sehen die Voraussagen für den Arbeitsmarkt aus: 2012 wird eine Arbeitslosenquote von 10,9 % (+ 0,3 Punkte) und für 2013 von 11,1 % (+ 0,6 Punkte) erwartet.