IWF-JAHRESTAGUNG UND G20-TREFFEN

Eurozone hinkt hinterher

Druck auf Euro-Politik und EZB steigt - EZB-Vize nimmt Dezember in den Fokus

Eurozone hinkt hinterher

ms Frankfurt – Der Wirtschaftseinbruch infolge der Corona-Pandemie wird in der Eurozone größer sein als in den meisten anderen der weltweit wichtigsten Volkswirtschaften. Das legen die Prognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF) im gestern veröffentlichten Weltwirtschaftsausblick nahe. Das dürfte einerseits den Druck auf die europäischen Staaten erhöhen, beim Corona-Wiederaufbaufonds rasch zu Beschlüssen zu kommen. Andererseits sollte es Forderungen nach einer weiteren geldpolitischen Lockerung der Europäischen Zentralbank (EZB) noch lauter werden lassen.Für den Euroraum erwartet der IWF für 2020 nun einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 8,3 %. Das bedeutet zwar eine Anhebung um 1,9 Prozentpunkte gegenüber dem Juni-Update des Weltwirtschaftsausblicks aus dem April. Das Minus ist aber größer als für die USA (- 4,3 %) und Japan (- 5,3 %). Für China erwartet der Fonds sogar ein Plus von 1,9 %. Nur für Großbritannien sagt der Fonds noch ein kräftigeres Minus von 9,8 % voraus. Großbritannien leidet aber zusätzlich besonders unter der Brexit-Unsicherheit. Die Eurozone liegt auch deutlich unterhalb des Schnitts der Industrieländer, den der Fonds auf – 5,8 % schätzt. 2021 dürfte die Eurozone dann stärker wachsen als andere, aber von einem niedrigeren Niveau aus (siehe auch Grafik oben). Streit über Corona-FondsDie recht düstere Prognose kommt zu einer Zeit, da die EU-Politik heftig über den im Juli beschlossenen Corona-Wiederaufbaufonds “Next Generation EU” streitet. Insgesamt sind für den schuldenfinanzierten Extrahaushalt 750 Mrd. Euro vorgesehen. 360 Mrd. Euro sollen den Mitgliedstaaten als Kredite gewährt und 390 Mrd. Euro als nicht rückzahlbare Transfers geleistet werden. Die Sorge ist jetzt, dass der Fonds nicht wie beschlossen oder aber deutlich später kommt. Zuletzt hatten vor allem Euro-Notenbanker wie Isabel Schnabel und Jens Weidmann gemahnt, dass die Beschlüsse rasch umgesetzt und die Gelder effizient eingesetzt werden müssten.Die IWF-Prognose dürfte zudem die Debatte über eine weitere Lockerung der ohnehin bereits ultraexpansiven EZB-Geldpolitik befeuern. Angesichts der Tatsache, dass sich die wirtschaftliche Erholung im Euroraum schon wieder abschwächt, die Infektionszahlen vielerorts wieder deutlich steigen und die Euro-Inflation unter null gesackt ist, steht auch die EZB wieder zunehmend unter Druck. Marktteilnehmer spekulieren fast unisono auf eine neuerliche Aufstockung und Verlängerung des Corona-Notfallanleihekaufprogramms PEPP. Derzeit beläuft es sich bis Mitte 2021 auf 1,35 Bill. Euro.Im EZB-Rat gehen aktuell die Meinungen über einen weiteren Handlungsbedarf aber auseinander. EZB-Vizepräsident Luis de Guindos richtete den Blick jetzt bereits auf die Sitzung am 10. Dezember. Er verwies auf die dann fälligen neuen Konjunktur- und Inflationsprojektionen der EZB. Vor dem Hintergrund dieser aktualisierten Zahlen könne die EZB die Angemessenheit ihrer Krisenmaßnahmen neu bewerten. Doch gebe es für eine solche Lageeinschätzung auch kein fixes, verbindliches Datum: “Wir machen das kontinuierlich.” Die nächste Zinssitzung des EZB-Rats findet am 29. Oktober statt.