Experten erwarten im August robusten Jobmarkt

Anhaltend positiver Trend am deutschen Arbeitsmarkt - Bislang kaum Einfluss vom Flüchtlingszustrom

Experten erwarten im August robusten Jobmarkt

ba Frankfurt – Der deutsche Arbeitsmarkt wird sich nach Ansicht von Ökonomen auch im August wieder äußerst robust präsentieren. Ungeachtet der gestiegenen Unsicherheit wegen des überraschenden Brexit-Votums der Briten, gesunkener Stimmungsindikatoren, nachlassender Wirtschaftsdynamik und des – wenn auch verminderten, aber dennoch anhaltenden – Flüchtlingszustroms erwarten Experten, dass die Arbeitslosenquote auf dem historisch niedrigen Niveau von saisonbereinigt 6,1 % verharrt. Die Sommerflaute werde sich nicht ganz so stark bemerkbar machen wie in den Vorjahren und saisonbereinigt werde die Arbeitslosenzahl um 2 000 sinken nach – 7 000 im Juli, so die Konsensprognose. Am heutigen Mittwoch legt die Bundesagentur für Arbeit (BA) die August-Zahlen für den deutschen Arbeitsmarkt und das Europäische Statistikamt Eurostat die Juli-Daten für den Euroraum vor. Erstmals seit fünf Jahren soll die Arbeitslosigkeit im gemeinsamen Währungsgebiet auf 10,0 % fallen, erwarten Experten. Im Juni lag die Quote bei 10,1 %.”Der deutsche Arbeitsmarkt ist resistenter gegen konjunkturelle Schwächephasen geworden”, urteilt Stefan Mütze von der Helaba. Selbst sieben Quartale mit einem Wirtschaftswachstum von teilweise deutlich unter 1 % ab 2012 hätten den Beschäftigungszuwachs nicht unterbrochen. Im zweiten Quartal lag das Plus bei 0,4 % nach + 0,7 % zu Jahresbeginn. Das moderate Wachstum von rund 1,5 % in den vergangenen Jahren habe ausgereicht, die Zahl der Stellen deutlich zu erhöhen. Den geringen Zusammenhang zwischen Wachstum und Beschäftigung führt Mütze unter anderem auf den sektoralen Wandel durch. Dies zeige sich am Jobaufbau in den Sektoren Pflege und Soziales sowie Gesundheit. Aber auch in konjunktursensitiven Bereichen wie Unternehmensdienstleistungen und im Logistiksektor kam es zu deutlichen Stellenzuwächsen. Arbeitskräftenachfrage steigtFrühindikatoren für den Arbeitsmarkt weisen auf eine Fortsetzung des Trends hin. So deutet der BA-X, der Stellenindex der BA, auf eine auf hohem Niveau weiter wachsende Arbeitskräftenachfrage hin. Der BA-X ist im August um 2 auf 219 Punkte gestiegen und liegt damit seit über einem Jahr kontinuierlich um 20 Zähler über dem Vorjahresniveau, wie die BA gestern mitteilte. Ein Großteil der bei der BA gemeldeten Stellen entfalle regelmäßig auf die Wachstumsbranchen im Dienstleistungssektor, aber auch Jobs in der öffentlichen Verwaltung in Verbindung mit dem Flüchtlingsmanagement sorgen für die starke Nachfrage. Gestiegen sei aber auch die Nachfrage nach Teilzeitkräften, und Unternehmen hätten in manchen Bereichen zunehmend Besetzungsschwierigkeiten. “Grundsätzlich tragen die stabile wirtschaftliche Lage sowie die steigende Zahl der Beschäftigten zur anhaltend hohen Kräftenachfrage bei”, hieß es bei der BA.Ein ähnliches Bild zeigt auch das Ifo-Beschäftigungsbarometer. Insbesondere die Industrie wolle trotz der Brexit-Sorgen verstärkt neue Mitarbeiter einstellen, darunter vor allem Konsumgüterproduzenten. Der Indikator ist im August im Vergleich zum Vormonat um 0,6 auf 108,7 Punkte gestiegen, teilte das Münchener Institut mit. Und auch das Arbeitsmarktbarometer des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hat im August zugelegt – um 0,4 auf 103,6 Punkte. Die Skala des IAB-Arbeitsmarktbarometers reicht von 90 (sehr schlechte Entwicklung) bis 110 (sehr gute Entwicklung). Sowohl die Aussichten für die Beschäftigung als auch für die Arbeitslosigkeit hätten sich verbessert. Entlassungsrisiko sinktDie grundsätzlich gute Entwicklung der Arbeitslosigkeit stütze sich vor allem auf ein abnehmendes Entlassungsrisiko, erklärte IAB-Ökonom Enzo Weber. Der anhaltend fallende Trend bei der Arbeitslosigkeit sei beachtlich, da zugleich immer mehr Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt einträten, so Weber. Allerdings befänden sich viele von ihnen auch noch in den Asylverfahren und Integrationskursen. Dies zeigt sich auch an der Unterbeschäftigung, die seit März stetig steigt. In der Unterbeschäftigung sind etwa Personen in Weiterqualifizierungsmaßnahmen erfasst. Langfristig erwartet das IAB, dass etwa 700 000 Flüchtlingen einen unbeschränkten Arbeitsmarktzugang erhalten. Problematisch ist, dass die Anforderungsprofile offener Stellen in vielen Fällen nicht zur Qualifikation der Flüchtlinge passen, was zu einer steigenden Sucharbeitslosigkeit führen wird.