Experten rechnen mit weniger Wachstum und Inflation

EZB legt Survey of Professional Forecasters vor

Experten rechnen mit weniger Wachstum und Inflation

jw Frankfurt – Professionelle Beobachter der EZB-Geldpolitik haben ihre Konjunkturprognosen für den Euroraum ein weiteres Mal gesenkt. Laut einer turnusmäßigen Umfrage der Währungshüter, des Survey of Professional Forecasters (SPF), erwarten die Volkswirte für das laufende Jahr nur noch ein Wachstum von 1,2 % und eine Inflationsrate von 1,4 %, wie die Europäische Zentralbank (EZB) mitteilte. Noch im Januar hatten die Experten einen Anstieg von 1,5 % für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) und die Inflationsrate vorausgesagt. Für 2020 kürzten sie ihre Wachstumsprognose auf 1,4 von zuvor 1,5 %. Die Analysten hatten ihre Vorhersagen bereits in der Januar-Umfrage nach unten revidiert. Für die Verbraucherpreise gehen sie 2020 nur noch von einem Anstieg von 1,5 % (vorher 1,6 %) aus.Die EZB-SPF-Umfrage wird alle drei Monate durchgeführt. Befragt werden Fachleute aus der Finanzbranche und anderen Unternehmen. Die Expertenschätzungen werden von der EZB genau verfolgt. Sie sind ein wichtiger Faktor, der in ihre geldpolitischen Überlegungen einfließt. Nahe, aber unter 2 % Inflation werden von der Notenbank als Idealwert für die Wirtschaft angestrebt. Diesen verfehlt sie aber bereits seit geraumer Zeit. Im März lag die Teuerung bei 1,4 %.Die EZB scheint über die niedrigen Inflationserwartungen der Märkte durchaus besorgt zu sein. Am Mittwoch hatte EZB-Präsident Mario Draghi den Rückgang der am Markt gehandelten fünfjährigen Inflationserwartung in fünf Jahren zwar heruntergespielt und behauptet, dass dies eher auf globale Risikoprämien als auf eine Entankerung der Inflationserwartungen zurückzuführen sei. Die EZB wird die Inflationserwartungen demnächst aber wohl noch genauer untersuchen. Draghi hatte am Mittwoch ferner die Handlungsbereitschaft der Notenbank unterstrichen, sollte sich die Wirtschaft in der Eurozone weiter abkühlen. Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession hielt er aber immer noch für gering.