DAS KONJUNKTURTABLEAU VON ZEW UND BÖRSEN-ZEITUNG

Exporte sollen für Schwung sorgen

ZEW-Konjunkturtableau macht in den Ausfuhren aber auch das Hauptrisiko für Eurolands Wachstum aus

Exporte sollen für Schwung sorgen

Die Wirtschaft im Euroraum wird sich in diesem und auch im kommenden Jahr in etwa auf dem Niveau des Jahres 2019 bewegen. Für Schwung sollen 2021 dann die Anlageinvestitionen und die Exporte sorgen – Letztere zählen aber auch zu den Hauptrisikofaktoren für das Wachstum.ba Frankfurt – Die deutsche Wirtschaft, lange Jahre Konjunkturlokomotive des Euroraums, wird so schnell nicht wieder in Fahrt kommen. Aber auch der Euro-Wirtschaft insgesamt fehlt es in diesem und dem kommenden Jahr an Schwung, wie das aktuelle Konjunkturtableau der Börsen-Zeitung andeutet. Der Ausbruch des Coronavirus zeigt sich in den Prognosen noch nicht, da die Auswirkungen auf die Wirtschaft Chinas und die Länder des Euroraums derzeit kaum abschätzbar sind – ein gewaltiges Risiko gerade für stark exportorientierte Volkswirtschaften wie die deutsche ist die Epidemie demnach auf jeden Fall.Im Median gehen die Experten von einem recht geringen Wachstum der Euro-Wirtschaft im eben begonnenen Jahr von 1,1 % aus – das ist in etwa das Niveau von 2019. Laut vorläufigen Schätzungen des Statistikamts Eurostat hat das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Gesamtjahr 2019 um 1,2 % zugelegt nach 1,8 % im Jahr zuvor. Für 2021 liegt die vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) für das Konjunkturtableau monatlich erfasste Medianprognose bei 1,3 % (siehe Tabelle). Die Verbesserungen im Jahr 2021 sollen hauptsächlich durch eine Steigerung der Anlageinvestitionen und der Exporte zustande kommen. Deutschland schwächeltKräftigere Exporte sollen laut ZEW-Experte Michael Schröder auch in Deutschland im nächsten Jahr für einen Wachstumsschub sorgen. Während für 2020 mit 0,8 % “abermals ein nur unterdurchschnittliches Wachstum” im Vergleich zu den anderen Ländern des Euroraums prognostiziert wird, liegen “die für 2021 vermuteten 1,4 % Wachstum dagegen leicht über der Prognose für das Eurogebiet”, erklärte Schröder. Mit einem Jahreswachstum 2019 von 0,6 %, wie vom Statistischen Bundesamt (Destatis) auf Basis vorläufiger Daten gemeldet, belegt Deutschland einen der hinteren Ränge im Euro-Vergleich.Auch wenn die vom ZEW eingesammelten Prognosen der Banken, Institutionen sowie staatlichen Einrichtungen die Exporte sowohl im Euroraum als auch in Deutschland als Hauptwachstumstreiber für 2021 ausmachen, so zählen sie nach Meinung von Schröder auch zu den Hauptrisikofaktoren für das Wirtschaftswachstum. Die stark negativen Reaktionen des chinesischen Aktienmarktes zeigten, dass die Kapitalanleger derzeit sehr nervös seien und mit größeren Belastungen für das Wachstum rechneten.Reisebegrenzungen, Produktionsstopps durch die Verlängerung der Werksferien anlässlich des chinesischen Neujahrsfestes und von der Außenwelt abgeschnittene Großstädte dämpfen nicht nur den Konsum und die Investitionen im Reich der Mitte, sondern werden sich nach Experteneinschätzung durch ausbleibende Touristen, verringerte Importnachfrage und gestörte globale Lieferketten auch auf andere Nationen auswirken. Da China seit der Sars-Epidemie wirtschaftlich bedeutender geworden ist, werden auch die weltweiten Folgen kräftiger ausfallen. Das Anfang 2003 aufgetretene Sars (“Severe Acute Respiratory Syndrome”, schweres akutes Atemwegssyndrom) wird als Vergleich herangezogen, allerdings scheint sich das Coronavirus schneller auszubreiten, eine Ansteckung aber weniger oft tödlich zu enden. Chinesische Experten hoffen, dass die Coronavirus-Epidemie in 10 bis 14 Tagen ihren Höhepunkt erreichen wird (siehe auch Bericht Seite 6).China war nach neuesten Destatis-Zahlen 2018 Deutschlands wichtigster Handelspartner und das drittwichtigste Exportland. Für die EU war China (nach den USA) der zweitwichtigste Handelspartner. Ein Konjunktureinbruch in China könnte daher die Handelsbilanz Deutschlands sowie des Eurogebiets deutlich verschlechtern, warnte Schröder.Die Risikofaktoren für die Exportwirtschaft haben sich dem ZEW-Experten Schröder zufolge “zwar in den letzten Monaten verändert, das Risiko einer erneuten Belastungsprobe für die deutschen Exporte ist jedoch weiterhin hoch”. Denn es bestehe zudem immer noch “die Unsicherheit, ob es der EU und Großbritannien gelingen wird, bis Ende des Jahres ein gutes Handelsabkommen abzuschließen.” Lichtblick für IndustrieImmerhin zeigten sich zuletzt Entspannungszeichen für die arg gebeutelte deutsche Industrie. Nicht nur, dass der entsprechende Einkaufsmanagerindex im Januar deutlich zugelegt hat, auch der Auftragsbestand schrumpft langsamer. Laut dem Münchener Ifo-Institut ist der Index für den Auftragsbestand im Dezember von -11,4 auf -8,5 Saldenpunkte gestiegen. Die Entwicklung in den einzelnen Branchen verlief allerdings nicht einheitlich, wie die Ifo-Konjunkturumfrage im Januar ergab, in der nach dem Vormonat gefragt wurde. Vor allem in der Chemiebranche, aber auch in den anderen Leitbranchen Deutschlands, der Autobranche und dem Maschinenbau, legten die Salden zu. Der Index für die Hersteller von elektronischen Geräten sowie von Gummi- und Kunststoffwaren gab hingegen nach. Am morgigen Donnerstag berichtet Destatis über den Auftragseingang im Dezember.