Exporteure in Sorge trotz lebhaftem Welthandel
rec Frankfurt – Die Stimmung unter den deutschen Exporteuren trübt sich ein – und das, obwohl einschlägige Frühindikatoren auf eine nach wie vor rege Erholung des weltweiten Warenaustausches vom Einbruch im Frühjahr hindeuten. Erhebliche Sorgen macht den Unternehmen der besonders exportlastigen Industrie offenbar, dass die wiederaufgeflammte Pandemie ihre Aktivitäten im benachbarten Ausland beeinträchtigen könnte. Entsprechend haben sich die vom Ifo-Institut ermittelten Exporterwartungen im November deutlich verschlechtert. “Insbesondere die Heftigkeit der zweiten Corona-Welle in vielen europäischen Ländern belastet das Exportgeschäft”, sagte Ifo-Chef Clemens Fuest. China doch die LokomotiveTatsächlich lebt der Welthandel in erster Linie wegen China auf. So hat im Oktober der Containerumschlag der monatlichen Schnellschätzung des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung RWI und des Instituts für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) zufolge zwar in sämtlichen Regionen angezogen. In Schanghai und anderen großen Häfen im Reich der Mitte indes herrscht derart Hochbetrieb, dass der Warenumschlag inzwischen deutlich das Vorkrisenniveau übertrifft (siehe Grafik).Offenbar tritt nun doch ein, was viele Beobachter zu Beginn der Pandemie noch für ausgeschlossen hielten: China zieht Weltwirtschaft und Welthandel aus der Krise. Denn auch die Industrieproduktion läuft längst wieder auf Hochtouren. Anhand der jüngsten Daten “bleibt China die Lokomotive”, konstatiert Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen.Für Exporteure ist das einerseits eine gute Nachricht, schließlich ist die ohnehin große Bedeutung Chinas im Verlauf der Krise weiter gewachsen. Weil die Geschäfte mit den USA vergleichsweise schleppend anlaufen und zusätzlich durch Milliardenzölle belastet sind, schickt China sich an, das bislang wichtigste Abnehmerland von Waren “Made in Germany” zu überflügeln. Allerdings steigt so auch die beträchtliche Abhängigkeit vom chinesischen Markt weiter (siehe BZ vom 19. November).Mehr Kopfschmerzen bereitet aber die Lage in weiten Teilen der EU und insbesondere der Eurozone, wohin ein wesentlicher Teil der Exporte geht. Zwar verbesserte sich laut RWI/ISL-Indikator auch der sogenannte Nordrange-Index für den Warenumschlag im nördlichen Euroraum “erheblich”, und das Barometer der Welthandelsorganisation für den Güterhandel hat sich, angetrieben von der starken Auftragslage, im dritten Quartal “dramatisch verbessert”. Doch in der hiesigen Industrie macht sich Skepsis breit. Die Exporterwartungen sind von 7,0 auf – 2,1 Punkte gefallen. Autobranche und Nahrungsmittelindustrie rechnen mit kräftigen Rückschlägen. “Der Optimismus der vergangenen Monate ist verflogen”, sagte Fuest. Maschinenbau und Metallindustrie erwarten stabile Exportumsätze, chemische Industrie und Elektrobranche gegen den Trend sogar Zuwächse.Dass die Lage im Welthandel am aktuellen Rand durchaus eine gewisse Zuversicht zulässt, untermauern auch harte Daten. So haben ausgangs des dritten Quartals die weltweiten Handelsumfänge zwar in vermindertem Tempo, aber nach wie vor robust mit einem Monatsplus von 2,1 % zugelegt, wie aus dem CPB-Monitor für den Güterhandel hervorgeht. Das Vorkrisenniveau ist fast erreicht.