Exportindustrie noch weit weg von Normalität
Reuters Berlin – Die Folgen der Corona-Pandemie lasten schwer auf dem deutschen Außenhandel und verhindern eine rasche Rückkehr zum Vorkrisenniveau. Auch wenn der Branchenverband BGA für nächstes Jahr mit aller Vorsicht ein Plus von bis zu 13 % veranschlagt, erweist sich der Exporteinbruch im laufenden Jahr als herber Schlag: “Das Vorkrisenniveau werden wir erst 2022 erreichen, wahrscheinlich im ersten Quartal, in jedem Fall bis zum Sommer”, sagte Außenhandelspräsident Anton Börner. Die Jahresbilanz für 2020 falle sowohl im Außen- als auch im Großhandel “trostlos” aus.Angesichts der erneuten Lockdowns in Europa erwartet der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) bis zum Jahresende einen Exportrückgang um mindestens 12 %. Das US-Geschäft brach demnach bisher um knapp 16 % ein. Nach Großbritannien gingen 18,5 % weniger Waren. Auch wenn mit der Einigung der EU auf ein Handelsabkommen mit dem Vereinigten Königreich die Aussicht auf einen “weichen Brexit” bestehe, drohe den Unternehmen Ungemach: “Der bürokratische Aufwand, die lange Unsicherheit über die zukünftige Zusammenarbeit und der Verlust der Waren- und Personenfreiheit des europäischen Binnenmarktes stellen eine enorme Belastung in einer ohnehin schwierigen Situation dar”, warnte Börner.Zugleich verbindet er mit dem im Januar anstehenden Machtwechsel im Weißen Haus von US-Präsident Donald Trump zu Joe Biden die Hoffnung auf eine Rückkehr des Multilateralismus. “Joe Biden steht für mehr Berechenbarkeit und Verlässlichkeit. Auch der Wettlauf um immer neue Handelssanktionen und höhere Zollschranken dürfte damit vorbei sein.”Kein Verständnis habe er für das geplante Lieferkettengesetz für menschenrechtliche Sorgfaltspflichten in der Lieferkette, das “im Alleingang und ohne Dialog mit den Partnerländern” durchgezogen werden solle, beklagte Börner. Kleine Zulieferer würden an der “immensen Bürokratie” scheitern und sich aus den Weltmärkten zurückziehen.