EZB bereitet auf starken Inflationsrückgang vor

Teuerung Anfang 2018 unter 1 Prozent - Basiseffekte

EZB bereitet auf starken Inflationsrückgang vor

ms Frankfurt – Die Inflation im Euroraum wird laut Europäischer Zentralbank (EZB) zum Jahresende 2017 sowie Anfang 2018 durch Basiseffekte bei den Energie- und Nahrungsmittelpreisen kräftig gedämpft und kurzzeitig gar wieder unter die Marke von 1 % gedrückt – danach aber durch eine Umkehr ebenjener Basiseffekte wieder nach oben getrieben. Das geht aus einer gestern vorab veröffentlichten Analyse aus dem EZB-Wirtschaftsbericht hervor, der am Donnerstag publiziert wird. Entscheidung über QEDie EZB-Betrachtung kommt just zu einer Zeit, da die Notenbanker über die Zukunft ihrer ultralockeren Geldpolitik und speziell der breiten Anleihekäufe (Quantitative Easing, QE) im Jahr 2018 entscheiden müssen. Bislang sind die Käufe von aktuell 60 Mrd. Euro pro Monat bis Ende 2017 angesetzt. Im EZB-Rat scheint eine breite Mehrheit der Ansicht, dass es so nicht weitergehen kann. Wie stark und wie schnell QE heruntergefahren werden soll, ist aber unter den Notenbankern umstritten.Wenn die Inflation von zuletzt 1,5 % im August in den nächsten Monaten erneut sinkt und sich damit weiter von der EZB-Zielmarke von unter, aber nahe 2 % entfernt, dürften Kritik und Forderungen lauter werden, dass die EZB in diesem Umfeld nicht wirklich den Einstieg in den Ausstieg einläuten kann. Wenn der Rückgang aber durch Energie- und Nahrungspreise getrieben ist und sich absehbar wieder umkehren sollte, würde das die Argumentation für den Exit erleichtern.Die Ölpreise waren zwischen Anfang 2016 und Februar 2017 merklich gestiegen, ehe sie bis Juni 2017 wieder nachgaben. Auf Jahressicht, so die EZB, bedeute das, dass es erst einen starken positiven Basiseffekt auf die Inflationsrate gegeben habe, der sich danach umgekehrt habe. Nun sei die Erwartung, dass die Ölpreise nur moderat zulegen. Das werde sich dann entsprechend niederschlagen. Auch die Preise für unverarbeitete Lebensmittel hatten in den ersten Monaten 2017 zeitweise einen starken Anstieg verzeichnet. Speziell im Februar 2018 sei da nun mit einem negativen Basiseffekt zu rechnen, so die EZB.Der kombinierte Einfluss der Basiseffekte bei den Energie- und den Lebensmittelpreisen sollte demnach die Inflation im ersten Quartal 2018 drücken, in den folgenden Quartalen dann aber wieder steigen lassen. Im August hat die Teuerung 1,5 % betragen. Eine entsprechende erste Schätzung bestätigte Eurostat gestern. Die Kernrate ohne Energie und Lebensmittel lag demnach bei 1,2 %. Zinsausblick präzisierenEZB-Ratsmitglied Ardo Hansson plädierte unterdessen gestern dafür, die anstehenden Beschlüsse für eine breite Neuausrichtung der EZB-Politik zu nutzen. Die EZB sollte bei der Vermittlung ihrer Geldpolitik von einem “übertriebenen Fokus” auf die Wertpapierkäufe wegkommen, sagte Hansson der Nachrichtenagentur Reuters. So könne zum Beispiel der Zinsausblick, die Forward Guidance, präziser gefasst werden. Zur Neujustierung gebe es zudem weitere Instrumente – beispielsweise verschiedene Kreditlinien für die Banken, sagte Hansson. Sein irischer Kollege Philip Lane hatte jüngst laut über eine Neuauflage zielgerichteter langfristiger Kreditgeschäfte nachgedacht, die TLTROs. Die vorerst letzte große Geldspritze dieser Art hatte die EZB im März gesetzt.