EZB dämpft Sorgen um den Wohnungsmarkt
ms Frankfurt
Der Wunsch vieler Menschen nach größerem Wohnraum kann den Wohnungsmarkt im Euroraum stützen, während vom beispiellos starken Zinsanstieg Gegenwind kommt. Zu dieser Schlussfolgerung kommt die Europäische Zentralbank (EZB) in einer am Montag vorab veröffentlichten Analyse aus dem neuen Wirtschaftsbericht. Die Analyse dämpft ein wenig Sorgen vor einem Einbruch am Wohnungsmarkt infolge der EZB-Zinswende.
Seit Jahresbeginn sind die Hypothekenzinsen erheblich gestiegen. Laut EZB lag das Plus im ersten Halbjahr bei 63 Basispunkten – so hoch wie nie. Das hat Befürchtungen geweckt, dass es zu Problemen am Wohnungsmarkt kommt – die auf die Konjunktur durchschlagen könnten. Die EZB schreibt nun, dass der Zinsanstieg die Wohnimmobilienpreise erheblich belasten könnte. Im Niedrigzinsumfeld könnte eine Erhöhung des Hypothekenzinses um 1 Prozentpunkt Modellen zufolge binnen zwei Jahren zu einem Rückgang der Immobilienpreise um 9% und der Wohnungsinvestitionen um 15% führen.
Die EZB-Experten halten aber dagegen, dass auch strukturelle Faktoren zu berücksichtigen seien. So habe etwa die Corona-Pandemie zu einer Vorliebe für mehr Wohnraum geführt – nicht zuletzt wegen Homeoffice. Zudem nähmen Käufer nun auch eine weitere Entfernung zu ihrem Arbeitsort in Kauf. „Pandemiebedingte Verschiebungen bei den Wohnpräferenzen könnten höheren Hypothekenzinsen entgegenwirken und einen Teil der Widerstandsfähigkeit erklären, die auf dem Wohnungsmarkt des Eurogebiets zu beobachten ist“, so die Autoren.
Unterdessen schürte eine neue Ifo-Umfrage Sorgen. Demnach führen hohe Baukosten und steigende Kreditzinsen vermehrt zu Auftragsstornierungen. Im August waren 11,6% der befragten Unternehmen betroffen – nach 11,5% im Vormonat.