EZB-Exitdebatte gewinnt an Schwung

Lautenschläger gegen zu lange Reinvestitionsphase

EZB-Exitdebatte gewinnt an Schwung

ms Frankfurt – Die Debatte in der Europäischen Zentralbank (EZB) über die Details des Ausstiegs aus der ultralockeren Geldpolitik nimmt zunehmend Fahrt auf. EZB-Direktoriumsmitglied Sabine Lautenschläger sprach sich am Montagabend dagegen aus, Gelder aus auslaufenden QE-Anleihen allzu lange wiederanzulegen. EZB-Chefvolkswirt Peter Praet betonte gestern, dass die Euro-Wirtschaft weiter eine starke geldpolitische Unterstützung benötige.Der EZB-Rat hat avisiert, die Anleihekäufe (Quantitative Easing, QE) zum Jahresende auslaufen zu lassen. Aber auch darüber hinaus will das Eurosystem Gelder aus auslaufenden QE-Papieren neu investieren, um so den Bestand vorerst konstant zu halten. Wie lange das geschehen soll, ist eine der zentralen Entscheidungen, vor denen der EZB-Rat steht.Lautenschläger machte sich nun dafür stark, dass diese sogenannte Reinvestitionsphase “nicht zu lange” dauern sollte, wie Reuters berichtete. Sie gilt generell als Verfechterin einer im Zweifelsfall eher strikteren Geldpolitik. Diese Phase solle zudem flexibel gestaltet sein, um sich an ein verändertes Inflationsumfeld anzupassen, sagte sie in Frankfurt.An den Märkten wird derzeit erwartet, dass die EZB zwischen zwei und drei Jahren an den Reinvestitionen festhält. EZB-Ratsmitglied Klaas Knot hatte unlängst im Interview der Börsen-Zeitung gesagt, er fühle sich mit dieser Erwartung durchaus wohl (vgl. BZ vom 9. Oktober).EZB-Chefvolkswirt Praet räumte gestern in London ein, dass die Euro-Wirtschaft an Dynamik eingebüßt habe. Zugleich betonte er aber auch erneut deutlich, dass ein Ende der QE-Nettokäufe nicht gleichbedeutend sei mit einem Entzug der geldpolitischen Unterstützung.Unterdessen bestätigte Destatis gestern, dass die Inflation in Deutschland im Oktober gemäß dem für EU-Zwecke berechneten HVPI auf 2,4 % zugelegt hat – der höchste Stand seit Februar 2012. Auch die Kernrate ohne Energie und Lebensmittel legte spürbar zu. “Allmählich wird Inflation wieder ein echtes Thema”, sagte LBBW-Chefvolkswirt Uwe Burkert. Die Ratingagentur S & P veröffentlichte eine Analyse, laut der in Europa künftig die Löhne und damit auch die Kerninflation anziehen werden.