EZB hält an Plan für QE-Ende fest

Anleihekäufe werden ab Oktober halbiert - Zum Jahresende soll Schluss sein - Zuversicht bei Inflation

EZB hält an Plan für QE-Ende fest

Trotz zunehmender Sorgen um die Euro-Wirtschaft hält die EZB Kurs: Die umstrittenen Anleihekäufe werden ab Oktober halbiert und sollen Ende 2018 ganz beendet werden. Grund ist die gestiegene Zuversicht in das Erreichen des Inflationsziels. Zu Details der künftigen Politik hält sich die EZB aber weiter bedeckt.ms Frankfurt – Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihre Wachstumserwartungen für die Euro-Wirtschaft ein wenig heruntergeschraubt und sieht zunehmende Gefahren für den Aufschwung – zugleich wächst aber dennoch ihre Zuversicht, dass sie auch mittelfristig ihr Inflationsziel von unter, aber nahe 2 % erreichen wird. Entsprechend beschloss der EZB-Rat gestern auch formal, seine Anleihekäufe (Quantitative Easing, QE) ab Oktober auf 15 Mrd. Euro monatlich zu halbieren, und stellte erneut in Aussicht, sie Ende 2018 zu beenden. Die Leitzinsen sollen aber bis weit ins Jahr 2019 hinein auf den aktuellen Rekordtiefs bleiben.Der EZB-Rat hatte bereits im Juni avisiert, die QE-Nettokäufe ab Oktober zu halbieren und zum Jahresende ganz auslaufen zu lassen. Zuletzt hatten aber die Risiken für den Wachstumsausblick etwa durch die globalen Handelskonflikte zugenommen, und die Kerninflation (ohne Energie und Lebensmittel) hatte enttäuscht. Erst am Mittwoch war auch die Industrieproduktion im Juli deutlich unter den Erwartungen geblieben.Nach der gestrigen Zinssitzung machte der EZB-Rat nun aber deutlich, dass er bislang keinen Grund sieht, von seinem Kurs abzuweichen. Der Rat erklärte zwar, dass die Gefahren für die Wirtschaft “in letzter Zeit an Bedeutung gewonnen” hätten. Explizit nannte er einen zunehmenden Protektionismus, die Volatilität an den Finanzmärkten und – neu – die Turbulenzen in den Schwellenländern. Zudem bezeichnete der Rat das Wachstum nicht mehr wie bislang als “solide”.Zugleich aber dämpfte EZB-Präsident Mario Draghi auch Sorgen. Die konjunkturelle Stärke im Währungsraum selbst kompensiere bislang externe Gefahren. Der EZB-Rat sprach zudem erneut von einem “breit angelegten” Wachstum. Vor allem aber hielt er an seiner Einschätzung fest, dass die Risiken, dass es schlechter als im Basisszenario unterstellt läuft, und die Chancen, dass es besser läuft, “weitgehend ausgewogen” seien. Draghi verwies etwa darauf, dass die Fiskalpolitik mehr zum Wachstum beitragen könne als bislang unterstellt oder die interne Stärke der Wirtschaft ausgeprägter sein könnte. Die EZB-Volkswirte senkten zwar ihre Projektionen für das Wachstum 2018 und 2019 leicht (siehe Grafik). Sie erwarten aber bis 2020 Wachstumsraten oberhalb des Potenzialwachstums der Euro-Wirtschaft.Mit Blick auf die Inflation betonte der EZB-Rat, dass die Unsicherheit über das Erreichen des Inflationsziels weiter abnimmt. Explizit verwies Draghi auf das anziehende Lohnwachstum. Die Inflation liegt aktuell bei 2,0 %, ist aber stark getrieben vom Ölpreis. Die EZB-Volkswirte erwarten für 2018 bis 2020 weiter im Schnitt jeweils 1,7 % Inflation. Bemerkenswert ist, dass Draghi auf eine Frage sagte, dass die 1,7 % konsistent seien mit dem EZB-Mandat, das mit den knapp 2 % formalisiert ist. In der Vergangenheit hatte er dagegen erklärt, 1,7 % seien “nicht wirklich” in Einklang mit unter, aber nahe 2 %. Viele interpretieren das Ziel eher als rund 1,9 %.Angesichts des Wachstums- und Inflationsausblicks beschloss der Rat gestern auch formal die Halbierung der QE-Nettokäufe ab Oktober. Das Ende von QE knüpfte er aber erneut daran, dass sich die Inflation wie erwartet entwickelt. Bis Ende 2018 werden sich die QE-Käufe auf rund 2,6 Bill. Euro belaufen haben.Der EZB-Rat untermauerte gestern seine Absicht, fällig werdende QE-Papiere “für längere Zeit und in jedem Fall so lange wie erforderlich” zu reinvestieren. Fragen nach Details ließ Draghi unbeantwortet. Das sei nicht diskutiert worden. Das werde aber im Oktober oder Dezember passieren. In Notenbankkreisen wird um viele Details intensiv gerungen – und mitunter auch kontrovers diskutiert.Zu den rekordniedrigen Leitzinsen wiederholte der EZB-Rat, dass diese “mindestens über den Sommer 2019” nicht angetastet werden sollen. Der Leitzins liegt bei 0 %, der Einlagensatz bei – 0,4 %. Mit der Formulierung will der Rat zugleich eine grobe Orientierung geben und sich doch die nötige Flexibilität erhalten.