EZB macht Mini-Schritt Richtung Exit - Draghi mit Breitseite gegen die USA

Euro-Hüter streichen Passus zur Aufstockung der Anleihekäufe - Euro gerät unter Druck

EZB macht Mini-Schritt Richtung Exit - Draghi mit Breitseite gegen die USA

ms/dm Frankfurt – Die Europäische Zentralbank (EZB) hat einen weiteren kleinen Schritt in Richtung Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik gemacht und für viele überraschend ihre Kommunikation zum Ausblick für die umstrittenen Anleihekäufe leicht angepasst. EZB-Präsident Mario Draghi spielte die Veränderung gestern herunter und betonte mit Blick auf die anhaltend niedrige Inflation im Euroraum, dass die Euro-Wirtschaft weiter “umfangreiche geldpolitische Impulse” brauche. Die Reaktion an den Finanzmärkten fiel insgesamt verhalten aus. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe lag zuletzt bei 0,63 % nach 0,66 % zur Wochenmitte. Das Tageshoch wurde mit 0,70 % registriert.Konkret strich der EZB-Rat in seinem geldpolitischen Statement das einseitige Versprechen, die umstrittenen Anleihekäufe (Quantitative Easing, QE) im Notfall “im Hinblick auf Umfang und/oder Dauer auszuweiten”. Dieser Verzicht galt zuletzt als nächster Schritt bei der kommunikativen Vorbereitung des QE-Endes. Entsprechend fiel auch die Reaktion der meisten Beobachter aus. “Das ist ein weiterer kleiner Schritt Richtung Exit”, sagte etwa Marco Valli, Chefvolkswirt bei Unicredit. Draghi betonte zugleich, dass sich der EZB-Rat mit anderen Formulierungen die Option offenhalte, die QE-Käufe von aktuell 30 Mrd. Euro über Ende September hinaus zu verlängern. Die Inflation hinke dem starken Wachstum weiter hinterher. “Der Sieg kann noch nicht verkündet werden”, so Draghi. Der Ausblick auf eine zunächst anhaltend expansive Geldpolitik bescherte dem Euro Verluste, nachdem er zunächst mit Gewinnen auf den Wegfall des EZB-Versprechens reagiert hatte. Zuletzt kostete er 1,2315 Dollar (- 0,8 %).Draghi äußerte sich sehr kritisch zu den protektionistischen Bestrebungen der US-Administration unter Präsident Donald Trump. “Einseitige Entscheidungen sind gefährlich”, sagte er: “Wenn man Zölle gegen Verbündete erhebt, wundert man sich, wer die Feinde sind.” Zugleich warnte Draghi eindringlich vor einer Deregulierung des Finanzsektors, wie sie in den USA in der Debatte ist. Die Deregulierung vor der Weltfinanzkrise 2008 sei ein wesentlicher Faktor für die Probleme gewesen. Solche Fehler sollten jetzt nicht wiederholt werden.—– Nebenstehender Kommentar- Schwerpunkt Seite 7- Berichte Seite 18