EZB rechnet für 2019 mit stärkerem Wirtschaftswachstum

Notenbank senkt Prognose für die kommenden beiden Jahre - Privater Konsum schiebt Euro-BIP im ersten Quartal an

EZB rechnet für 2019 mit stärkerem Wirtschaftswachstum

ba Frankfurt – Die Volkswirte der Europäischen Zentralbank (EZB) haben ihre Wachstumsprognosen für das laufende Jahr trotz wachsender Risiken für die Konjunktur geringfügig nach oben geschraubt, da sie mit einer steigenden Auslandsnachfrage und insgesamt anhaltend guten inländischen Rahmenbedingungen rechnen. Für die kommenden beiden Jahre hingegen haben sie ihre Voraussagen etwas gesenkt. Die Risiken für den Ausblick bezeichnete EZB-Präsident Mario Draghi auf der Pressekonferenz nach der Zinssitzung in Vilnius als abwärts gerichtet. “Geopolitische Unsicherheiten, zunehmende Protektionismusbedrohungen und Schwachpunkte in den Schwellenländern hinterlassen ihre Spuren in der wirtschaftlichen Stimmung”, sagte Draghi.Für 2019 erwarten die EZB-Volkswirte nun ein Plus des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,2 % nach 1,8 % im Jahr zuvor. Dabei würden die Auswirkungen des mit +0,4 % stärker als erwartet ausgefallenen ersten Quartals die wegen der anhaltenden Schwäche des Welthandels zu erwartenden Abwärtskorrekturen des Wachstums in den folgenden Quartalen mehr als ausgleichen. In der vorherigen Prognose stand noch ein Zuwachs von 1,1 % (siehe Grafik). Auch die Drohung einer Eskalation des Protektionismus und die Möglichkeit eines harten Brexit hätten die Export-Auftragsbücher und die Produktion im verarbeitenden Gewerbe belastet und dürften die Aktivität im Euroraum kurzfristig weiter bremsen, heißt es bei der EZB. Zugleich habe sich die Stimmung in den inländisch orientierten Sektoren Dienstleistungen und Bau in den vergangenen Monaten widerstandsfähig gezeigt. Insgesamt ändere sich also an den robusten Rahmenbedingungen, die die weitere Expansion stützen sollten – die sehr akkommodierenden Geldpolitik, steigende Löhne und einige fiskalische Lockerungen – nichts, schreiben die Experten in ihren makroökonomischen Projektionen für den Euroraum.Das Ziel einer Inflationsrate von knapp 2 % bleibt auch gemäß den neuen EZB-Projektionen in weiterer Ferne: Für 2019 werden nun 1,3 (zuvor: 1,2) % erwartet, 2021 sollen es dann 1,6 % sein. Im Mai lag die Jahresteuerungsrate bei 1,2 % (vgl. BZ vom 5. Juni).Im ersten Quartal 2019 ist die Euro-Wirtschaft vor allem wegen konsumfreudiger privater Haushalte saisonbereinigt um 0,4 % gewachsen. Damit hat das EU-Statistikamt Eurostat die vorherige Schätzung bestätigt. Im Schlussabschnitt 2018 war die Wachstumsrate gerade einmal halb so hoch. Die privaten Konsumausgaben trugen laut Eurostat 0,3 Prozentpunkte zum Wachstum bei. Die Bruttoanlageinvestitionen brachten einen Beitrag von 2 Zehntelpunkten. Dass der Außenbeitrag einen positiven Impuls lieferte, liegt an den um 1,2% im Vergleich zur Vorperiode gestiegenen Exporten, die das Importplus von 0,4 % übertrafen. Der Vorratsabbau allerdings bremste das Wachstum um 0,3 Prozentpunkte.Eurostat vermeldet für das erste Quartal zudem eine rekordhohe Erwerbstätigkeit: So waren gemäß der Eurostat-Schätzung insgesamt 159,5 Millionen Personen im gemeinsamen Währungsraum erwerbstätig – so viele wie noch nie zuvor. Im Vergleich zum niedrigsten Erwerbstätigenniveau während der Finanzkrise – konkret im zweiten Quartal 2013 – ist die Erwerbstätigenzahl um 10,8 Millionen Personen gestiegen.