EZB setzt ihren Kurs unbeirrt fort

Inflation zieht wieder an - Euro-Hüter in Sorge wegen niedriger Kernrate

EZB setzt ihren Kurs unbeirrt fort

ms Frankfurt – Trotz des sich weiter festigenden Wirtschaftsaufschwungs im Euroraum und der anziehenden Inflation hält die Europäische Zentralbank (EZB) eisern an ihrem ultralockeren Kurs fest. EZB-Präsident Mario Draghi schlug nach der Zinssitzung gestern zwar mit Blick auf das Wachstum einen etwas optimistischeren Ton an. An der Einschätzung, dass die Inflation noch nicht auf einem nachhaltigen Weg in Richtung des Ziels von knapp 2 Prozent sei und nicht ohne EZB-Hilfe auskomme, habe sich aber nichts geändert. “Es bedarf weiterhin eines sehr erheblichen Grads an geldpolitischer Akkommodierung”, sagte Draghi.Entsprechend erneuerte der EZB-Rat nicht nur sein Versprechen, bis mindestens Ende 2017 und wenn nötig länger für monatlich 60 Mrd. Euro Wertpapiere, vor allem Staatsanleihen, aufzukaufen (Quantitative Easing, QE). Er hielt auch an der expliziten, einseitigen Bereitschaft fest, das Volumen der Käufe hochzufahren oder die Käufe auf andere Assetklassen auszuweiten, falls sich der Ausblick verschlechtere. Zudem untermauerte der Rat seine Einschätzung, dass die Leitzinsen noch für lange Zeit nach dem Ende von QE bei oder gar unter 0 % verharren oder sogar weiter sinken könnten.Vor allem in Deutschland nehmen Forderungen nach einem raschen Ausstieg der EZB zu. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hatte die EZB vergangene Woche sehr deutlich zur Kehrtwende aufgefordert. Bundesbankpräsident Jens Weidmann hält eine Exit-Debatte zumindest für legitim. Die Mehrheit im EZB-Rat um Draghi will davon bislang nichts wissen. Sie sorgt vor allem die weiter niedrige Kerninflation (ohne Energie und Lebensmittel). Sie wertet diese als Indiz, dass der aktuelle Inflationsanstieg vor allem ölpreisbedingt ist.Parallel zur Sitzung gestern wurde bekannt, dass die Inflation in Deutschland im April gemessen am HVPI auf 2 % geklettert ist – nach 1,5 % im März. Auch für den Euroraum wird nun ein Sprung von zuletzt 1,5 % in Richtung 2 % erwartet. Die EZB strebt mittelfristig einen Wert unter, aber nahe 2 % an. Zugleich kamen gestern erneut überraschend positive Konjunkturdaten. So erreichte das Wirtschaftsvertrauen im Euroraum im April den Höchststand seit 2007.—– Nebenstehender Kommentar- Berichte Seite 7