Geldpolitik

EZB-Spitze bremst in Debatte um Straffung

In die Kontroverse über die Zukunft der Anleihekäufe haben sich nun auch die Spitzenvertreter der Europäischen Zentralbank (EZB) eingeschaltet.

EZB-Spitze bremst in Debatte um Straffung

rec Frankfurt

In die Kontroverse über die Zukunft der Anleihekäufe haben sich nun auch die Spitzenvertreter der Europäischen Zentralbank (EZB) eingeschaltet. Präsidentin Christine Lagarde und ihr Stellvertreter Luis de Guindos traten unabhängig voneinander jüngsten Forderungen aus dem EZB-Rat nach einer baldigen Straffung der in der Coronakrise nochmals gelockerten Geldpolitik entgegen. Dagegen brachte Frankreichs Notenbankchef François Villeroy de Galhau ein fristgerechtes Auslaufen des Notfallkaufprogramms PEPP ins Spiel. „Wir könnten PEPP möglicherweise bis März 2022 beenden“, sagte Frankreichs Notenbankchef zu Bloomberg TV.

Ähnlich hatten sich zuletzt Kollegen aus den Niederlanden, Belgien und Österreich geäußert. Ökonomen und Analysten rechnen dagegen bislang überwiegend mit einer abermaligen Verlängerung und Aufstockung der Krisenhilfen. Der EZB-Rat schaltet sich kommende Woche zu Beratungen zusammen. Für Entscheidungen in Bezug auf die Anleihekäufe dürfte es aber zu früh sein.

EZB-Chefin Lagarde verglich die wirtschaftliche Lage im Euroraum mit einem Patienten, der aus einer schweren Krise komme, aber immer noch auf zwei Krücken angewiesen sei. Bei einer Online-Veranstaltung der Nachrichtenagentur Reuters sagte sie: „Man will keine der Krücken entfernen, die fiskalische oder die geldpolitische, bis der Patient wirklich gut laufen kann.“ Und das bedeute Unterstützung bis gut in die Erholungsphase hinein. Auch ihr Stellvertreter de Guindos warnt angesichts der noch nicht überwundenen Viruskrise vor einer übereilten Rücknahme der finanz- und geldpolitischen Konjunkturhilfen. Die Behörden stünden vor einer schwierigen Entscheidung, sagte der Spanier laut Reuters vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des EU-Parlaments. Eine zu frühe Beendigung der Hilfen könne eine Insolvenzwelle auslösen mit schweren Folgen für die Wirtschaft und die Banken. Sollten dagegen die staatlichen und geldpolitischen Stützungsschritte zu lange bereitgestellt werden, würden womöglich nicht tragfähige Firmen am Leben erhalten. „Gegenwärtig sind die Risiken, die mit einer frühen Rücknahme der Maßnahmen verknüpft sind, höher als die Gefahren, die mit der Beibehaltung der Stützungsschritte verbunden sind.“