EZB weniger besorgt über Erwartungen

Notenbank sieht positiven Trend bei Inflationsprognosen - Keine Entankerung

EZB weniger besorgt über Erwartungen

ms Frankfurt – Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht Anzeichen dafür, dass das Risiko einer Entankerung der längerfristigen Inflationserwartungen im Euroraum schwindet. Das geht aus einer Analyse in dem gestern veröffentlichten Wirtschaftsbericht hervor. Ein solcher Befund würde es der EZB für sich betrachtet erleichtern, den Ausstieg aus ihrer ultralockeren Geldpolitik anzugehen.Die längerfristigen Inflationserwartungen haben für die EZB wie für andere Zentralbanken eine zentrale Bedeutung. Das liegt zum einen daran, dass die Erwartungen über die Lohn- und Preissetzung großen Einfluss auf die tatsächliche Teuerung in der Zukunft haben. Zum anderen gilt eine Verankerung im Bereich des Inflationsziels als Ausweis der Glaubwürdigkeit der Geldpolitik.Der starke Rückgang der längerfristigen Inflationserwartungen an den Finanzmärkten zum Jahreswechsel 2014/2015 und die Sorge vor einer Entankerung waren ein wesentlicher Grund dafür, dass die EZB zum Instrument der Quantitativen Lockerung (Quantitative Easing, QE) samt dem breit angelegten Kauf von Staatsanleihen gegriffen hatte. Risikobilanz bessert sichBei der Analyse im Wirtschaftsbericht fokussiert die EZB nun auf die umfragebasierten Erwartungen aus ihrem Survey of Professional Forecasters (SPF). Bei den professionellen EZB-Beobachtern dominiere demnach für die längere Frist, also das Jahr 2022, zwar weiter das Risiko, dass die Teuerung unterhalb der mittleren Punktschätzung von 1,8 % liegt – statt oberhalb. Diese Risikobilanz habe sich aber seit 2016 leicht verbessert. “Dies könnte darauf hindeuten, dass sich die Gefahr einer Entankerung der längerfristigen Inflationserwartungen allmählich verringert”, so das EZB-Fazit.An den Finanzmärkten haben sich die aus Finanzprodukten abgeleiteten längerfristigen Inflationserwartungen ebenfalls stabilisiert. Sie liegen aber – gemessen an einem von der EZB stark beobachteten Indikator – mit rund 1,6 % weiter merklich unterhalb des EZB-Inflationsziels von unter, aber nahe 2 %.Die EZB ist nach wie vor nicht zufrieden mit der Entwicklung der Inflation im Euroraum und speziell der Kerninflation (ohne Energie und Lebensmittel). Zuletzt hatte sie sich aber etwas überzeugter gezeigt, dass die sehr robuste Wirtschaftsentwicklung mittel- und langfristig die Inflation von zuletzt 1,3 % in Richtung des 2-%-Ziels bringt. Für den Herbst hat die EZB Entscheidungen über ihr QE-Programm angekündigt, das aktuell bis Ende 2017 angesetzt ist.