EZB zeigt sich unbeeindruckt von Inflationsanstieg

Praet: Noch keine nachhaltige Rückkehr zum 2-Prozent-Ziel - Spielraum für Änderung der Forward Guidance

EZB zeigt sich unbeeindruckt von Inflationsanstieg

ms Frankfurt – Der unerwartet starke Anstieg der Euro-Inflation und insbesondere der Kerninflation (ohne Energie und Lebensmittel) im April hat nichts an der Einschätzung der Europäischen Zentralbank (EZB) geändert, dass die Fortschritte hin zu einer nachhaltigen Rückkehr der Inflation zum 2-Prozent-Ziel der Notenbank ungenügend sind. Das hat EZB-Chefvolkswirt Peter Praet gestern bei einer Rede in Brüssel klargestellt.”Die Anzeichen bislang signalisieren weiter einen unzureichenden Fortschritt hinsichtlich einer nachhaltigen Anpassung des Inflationspfads in Richtung von unter, aber nahe 2 % in der mittleren Frist”, sagte Praet. Die bessere Wirtschaftslage schlage sich bislang nicht in einer stärkeren inländischen Inflation nieder, der Preisdruck sei gedämpft.Nach der EZB-Zinssitzung letzten Donnerstag war bekannt geworden, dass die Inflation im Euroraum im April von 1,5 % auf 1,9 % geklettert ist und die Kernrate von 0,7 % auf 1,2 % zugelegt hat. Das liegt zwar vor allem an Effekten rund um den Ostertermin, und deswegen war ein temporärer Anstieg erwartet worden. Dieser fiel aber stärker aus als erwartet, vor allem bei der Kernrate.Die Aussagen von Praet, die ersten eines führenden Euro-Notenbankers nach Veröffentlichung der Inflationszahlen und der Zinssitzung, zeigen nun, dass die EZB davon unbeeindruckt ist. Das dürfte auch Spekulationen auf eine rasche Kehrtwende der Euro-Hüter weiter dämpfen.Laut Praet geht die EZB davon aus, dass die Euro-Inflation im restlichen Jahr rund um Werte von 1,5 % pendeln wird und erst 2018 und 2019 langsam Richtung 2 % steigt. Die Kernrate werde auch nur allmählich anziehen und bis 2019 in diesen Bereich vordringen. Die Aussicht sei aber weiter mit Unsicherheit verbunden, und vor allem basiere die Annahme darauf, dass die Geldpolitik weiter einen großen Beitrag leistet.Bemerkenswert ist auch Praets Betonung, dass sich das stärkere Wachstum noch nicht in einem Preisanstieg niederschlage. Vergangene Woche hatte Draghi bereits stark den Unterschied von Wachstums- und Inflationsausblick hervorgehoben und erklärt, dass für den “Easing bias” die Inflation entscheidend sei. Das lässt sich auch so interpretieren, dass die EZB ihre Bereitschaft, falls nötig die Zinsen erneut zu senken oder die Wertpapierkäufe wieder hochzufahren, nicht automatisch aufgibt, selbst wenn sie im Juni die Wachstumsrisiken als neutral bewertet.Praet verteidigte erneut die Forward Guidance, also den Ausblick für Zinsen und Wertpapierkäufe. Er wiederholte auch, es gebe eine “klare Logik” dafür, die Käufe zu beenden, bevor die Zinsen steigen. Andere Elemente der Forward Guidance könnten aber im Lichte neuer Daten angepasst werden. Was er genau meinte, sagte er nicht. Das könnte sich aber etwa auf den “Easing bias” beziehen oder auch darauf, dass die Zinsen über das Ende der Käufe hinaus “für längere Zeit” sehr niedrig bleiben.