PERSONEN

Familie und Firma sind Trumps Personalreserve

Von Stefan Paravicini, New York Börsen-Zeitung, 30.12.2016 Der designierte US-Präsident Donald Trump hat in den Wochen seit der Wahl Anfang November immer wieder mit seinen Berufungen für Spitzenämter in der nächsten Regierung für Aufsehen gesorgt....

Familie und Firma sind Trumps Personalreserve

Von Stefan Paravicini, New YorkDer designierte US-Präsident Donald Trump hat in den Wochen seit der Wahl Anfang November immer wieder mit seinen Berufungen für Spitzenämter in der nächsten Regierung für Aufsehen gesorgt. Ins Kabinett und in den engsten Beraterkreis hat der Immobilienunternehmer Milliardäre und Wall-Street-Größen, Ex-Militärs sowie Einflüsterer der sogenannten alternativen Rechten berufen. Für Unbehagen sorgt Trump aber auch mit dem Hang, die eigene Familie und die eigene Firma als Personalreserve anzuzapfen.Wo genau die Trennlinie zwischen Familie und Familienunternehmen verläuft, ist ohnehin nicht klar. Die gleiche Trennschärfe ist ab dem 20. Januar 2017, wenn Trump als 45. US-Präsident vereidigt wird, auch zwischen den Belangen des Weißen Hauses und den Interessen der Firmenzentrale im Trump Tower in New York zu erwarten.Zwar hat Trump bereits vor Wochen angekündigt, sich während seiner Zeit im Weißen Haus vollkommen aus dem Unternehmen zurückzuziehen. Wie genau er das machen will und wie die Struktur des Unternehmens in dieser Zeit aussehen soll, hat er allerdings nicht verraten. Stattdessen hat Trump kurz nach Weihnachten wieder mit einer Personalie aufhorchen lassen, die die Trennung von Familie und Präsidentschaft eher erschweren dürfte. Jason Greenblatt, der langjährige Firmenanwalt der Trump Organization, wurde als Chefunterhändler bestellt und wird in der Regierung unter anderem dafür verantwortlich sein, internationale Handelsabkommen und Vereinbarungen auszuhandeln. Auch die Nahostpolitik und die Beziehungen zu Kuba sollen in seinen Verantwortungsbereich fallen.Greenblatt hatte Trump bereits im Wahlkampf unter anderem zu Nahostfragen beraten. Er arbeitet seit rund 20 Jahren im Unternehmen und gilt als einer der engsten Vertrauten des künftigen Präsidenten. Wie viele andere Führungskräfte in der Firma ist der 50-Jährige ebenso wie Trump selbst im New Yorker Stadtteil Queens aufgewachsen. Ältere Vertreter des Führungspersonals stammen aus Brooklyn, wo Trumps Vater Fred das Unternehmen ursprünglich aufgebaut hat.Ein Vertreter dieser Generation ist zum Beispiel Allen Weisselberg, der Finanzchef des Familienunternehmens, der noch zu Zeiten von Fred Trump als Buchhalter startete. Loyalität und Familiensinn stehen in diesem Unternehmen weit oben, das bestätigt auch Alan Garten, der als General Counsel bisher zusammen mit dem Chief Legal Officer und Executive Vice President Greenblatt die rechtlichen Belange der Firma vertrat. “Am Ende des Tages arbeite ich für die Familie Trump”, stellte Garten in einem Interview mit der Zeitschrift “Corporate Counsel” kurz vor der Präsidentschaftswahl klar.Matthew Calamari, dessen Visitenkarte ihn heute als Chief Operating Officer des Unternehmens ausweist, wurde vor 25 Jahren von Donald Trump ins Unternehmen geholt, nachdem er ihm zuvor als zupackende Sicherheitskraft bei einem Tennisturnier in New York aufgefallen war. Vor fünf Jahren trat auch sein Sohn Matthew Jr. als Wachmann in das Unternehmen ein. Er hat es mittlerweile zum Director of Surveillance gebracht. Brian Baudreau, der heute das Trump International Hotel in Las Vegas führt, startet seine Karriere im Unternehmen als Fahrer. “Mein Vater weiß, wie man Talent in den Menschen entdeckt”, erinnert sich Trumps Sohn Eric, der von Baudreau regelmäßig in die Schule chauffiert wurde. First SchwiegersohnDie enge Bindung zwischen Familie und Firma haben zum unternehmerischen Erfolg von Donald Trump beigetragen, auch wenn der ganz unterschiedlich bewertet wird. Die Trennung zwischen den Belangen der Firma, der Familie und dem Amt des Präsidenten wird vor diesem Hintergrund ohne den Verkauf von Assets aber kaum gelingen, selbst wenn Tochter Ivanka Trump und “First Schwiegersohn” Jared Kushner nicht in quasi-offiziellen Rollen in das Weiße Haus einziehen sollten, wie immer wieder kolportiert wird.Ivanka, die in den vergangenen Jahren wie die Brüder Eric und Donald Jr. in die Führung des Familienunternehmens aufgestiegen ist, gilt als Nummer 2 in der von Analysten auf einen Wert von gut 4 Mrd. Dollar geschätzten Firma. Alle drei erwachsenen Kinder sind Mitglieder von Trumps Team für den Übergang der Regierungsgeschäfte.