Farage knickt im Streit um Brexit-Wähler ein
dpa-afx/Reuters London – Der Chef der Brexit-Partei Nigel Farage will bei der Parlamentswahl am 12. Dezember nun doch nicht in fast allen britischen Wahlkreisen antreten. “Die Brexit-Partei wird sich nicht um die 317 Mandate bewerben, die bei der vergangenen Wahl von der Konservativen Partei gewonnen wurden”, sagte Farage am Montag bei einer Wahlkampfveranstaltung in der nordostenglischen Hafenstadt Hartlepool. Stattdessen wolle sie sich ganz auf die Wahlkreise konzentrieren, die von Labour und proeuropäischen Parteien vertreten werden.Bis vor kurzem hatte Farage einen Wahlpakt mit den Tories von Premierminister Boris Johnson ausgeschlossen, solange diese sich nicht zu einem EU-Austritt ohne Abkommen bekennen. Johnson hofft bei der Wahl auf eine stabile Mehrheit, um seinen nachgebesserten Brexit-Deal durchs Unterhaus zu bringen. Den hatte Farage bislang abgelehnt mit der Begründung, es handele sich nicht um einen “echten Brexit”. Konservative Politiker fürchteten, die Konkurrenz von rechts könnte sie wichtige Stimmen kosten.Ausgelöst hatte den Sinneswandel bei Farage nun angeblich eine Äußerung Johnsons. Der Regierungschef habe sich dazu bekannt, die künftigen Beziehungen mit der EU im Rahmen eines Freihandelsabkommens nach dem Vorbild Kanadas zu gestalten, sagte Farage. “Das hat für mich einen großen Unterschied gemacht.” Bislang sei immer die Rede von einer engen und besonderen Partnerschaft gewesen. Doch er stand Berichten zufolge auch unter heftigem Druck aus den eigenen Reihen. Wirtschaft schwächeltMitten in der Unsicherheit über den Brexit ist unterdessen die britische Wirtschaft so langsam gewachsen wie seit fast einem Jahrzehnt nicht mehr. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg zwischen Juli und September binnen Jahresfrist nur um 1,0 % und damit weniger stark als von Ökonomen erwartet, wie das nationale Statistikamt ONS am Montag mitteilte. Im Frühjahr hatte es noch zu einem Plus von 1,3 % gereicht. Zum Vorquartal legte die Wirtschaft im Sommer um 0,3 % zu und konnte einen zweiten Rückgang in Folge somit vermeiden. “Eine Rezession knapp zu verhindern, da gibt es nichts zu feiern”, sagte Ökonom Tej Parikh vom Institute of Directors.Während Großbritanniens Finanzminister Sajid Javid von “soliden” Wachstumszahlen sprach, reagierte die oppositionelle Labour Partei kritisch.