Fed hält September-Schritt im Spiel

Investoren glauben aber nicht daran - Dudley beschwert sich über "selbstgefällige" Marktteilnehmer

Fed hält September-Schritt im Spiel

Die US-Notenbank ist einer Zinsanhebung näher, als viele Experten zuletzt vermutet haben. Dem Protokoll der Juli-Sitzung des Offenmarktausschusses zufolge ist eine signifikante Zahl der Fed-Vertreter der Ansicht, eine baldige Zinsanhebung sei gerechtfertigt. Zwar war dies noch keine Mehrheitsauffassung. Der New Yorker Fed-Chef William Dudley betonte am Donnerstag aber erneut, er sei für einen baldigen Zinsschritt offen.Von Sebastian Schmid, New York”Wir nähern uns dem Zeitpunkt, zu dem eine weitere Zinsanhebung angemessen sein wird”, erklärte New Yorks Fed-Chef William Dudley am Donnerstag gegenüber Medienvertretern. Die Einschätzung einiger Marktteilnehmer, dass es bis Jahresende 2017 wohl nur einen Zinsschritt geben werde, nannte Dudley “zu niedrig” und “selbstgefällig”. Er wies auf die verbesserte Entwicklung am Arbeitsmarkt in den vergangenen beiden Monaten hin, die eine Trendwende andeute. “Erstmals seit länger Zeit” seien mehr Jobs für mittlere Einkommen hinzugekommen als am oberen und unteren Ende der Einkommensskala. Atlantas Fed-Chef Dennis Lockhart, der weder dem Lager der Falken noch der Tauben zugerechnet wird, wollte am Dienstag einen Zinsschritt im kommenden Monat ebenfalls nicht ausschließen.Die Anleiheexperten der US-Investmentbank Morgan Stanley haben derweil bereits vor Dudleys neuen Äußerungen am Donnerstagmorgen davor gewarnt, mit einem zu baldigen Anstieg des US-Leitzinses zu rechnen. Derzeit stünden die Chancen für eine Zinsanhebung aus Sicht der Marktteilnehmer im Dezember zwar bei knapp 50 %. Schon in den kommenden Wochen dürfte die Wahrscheinlichkeit eines Dezemberzinsschritts aber auf 30 % fallen. Ursächlich werde der nach wie vor ausbleibende Inflationsdruck sein. Der Konsumpreisindex hatte im Juli verglichen mit dem Vorjahresmonat lediglich um magere 0,9 % angezogen. In den drei Monaten davor war jeweils 1,1 % erreicht worden. Das Inflationsziel der Fed liegt bei 2 %. Eine Zinsanhebung im September schließt Morgan Stanley daher praktisch komplett aus. In den vergangenen Monaten hatten die Experten der Bank mit der Prognose einer Anleihe-Rally richtig gelegen. Gemischte KonjunkturdatenDie Experten der Investmentbank zählen mit ihrer Einschätzung zum Mainstream der US-Marktteilnehmer. Futures-Händler geben einer Zinsanhebung im September aktuell eine 18-prozentige Chance. Ein Zinsschritt im November wird mit 20 % ebenfalls kaum erwartet. Die Konjunkturdaten in den Wochen nach der Juli-Sitzung sind einmal mehr gemischt ausgefallen und liefern damit sowohl für Falken als auch für Tauben in der Fed Argumente. Die Arbeitsmarktdaten für Juli waren nach schwächeren Vormonaten mit 255 000 neu geschaffenen Stellen wieder sehr robust. Derweil blieb das Inflationsniveau niedrig, und auch der Einzelhandel legte nicht so stark zu wie von manchem Ökonomen erhofft. Erholung im dritten Quartal?Trotz der seit Monaten gemischt ausfallenden Konjunkturdaten rechnet das Gros der Mitglieder des Federal Open Market Committee (FOMC) den am Mittwoch veröffentlichten Protokollen zufolge mit einem kräftigeren Wirtschaftswachstum im zweiten Halbjahr. Lockhart zufolge hat sich diese Einschätzung in den vergangenen Wochen seit der Juli-Sitzung auch nicht geändert. Die Frühindikatoren deuteten auf eine robuste Erholung der US-Wirtschaft im dritten Quartal hin. Für eine Zinsanhebung spricht auch die wachsende Sorge, eine zu lange Niedrigzinsphase könne zu Fehlallokationen von Investitionen führen.Die Renditen der US-Staatsanleihen gingen derweil am Donnerstag weiter zurück. Zwei Jahre laufende US-Bonds rentierten mit 0,705 % gut 2 Basispunkte niedriger. Amerikanische Staatsanleihen mit fünf und zehn Jahren Laufzeit rentierten ebenfalls niedriger. Derweil verlor der Dollar zu praktisch allen bedeutenden Währungen an Wert. Die Gemeinschaftswährung Euro kletterte auf 1,1334 Dollar. Das britische Pfund verteuerte sich auf mehr als 1,31 Dollar.