Fed ist bereit für Tempoerhöhung

FOMC-Protokoll zeigt wachsende Zuversicht mit Blick auf Teuerung - Handelskrieg als Unsicherheitsfaktor

Fed ist bereit für Tempoerhöhung

Die US-Notenbank hält am Kurs gradueller Zinserhöhungen fest. Eine Reihe von Währungshütern ist aber davon überzeugt, dass die weitere Entwicklung der Federal Funds Rate über die nächsten Jahre steiler verlaufen wird, als sie bisher erwartet hatten, wie aus dem Protokoll ihrer jüngsten Sitzung hervorgeht.sp New York – Die Währungshüter der US-Notenbank sind auf dem Weg zur Normalisierung der Geldpolitik bereit für eine Tempoerhöhung, halten unter dem neuen Notenbankchef Jerome Powell aber am eingeschlagenen Kurs gradueller Zinserhöhungen fest. So lässt sich das Protokoll der ersten Sitzung des Federal Open Market Committee (FOMC) unter Chairman Powell vor drei Wochen zusammenfassen, das am Mittwoch veröffentlicht wurde. Demnach schließt eine Reihe von Offiziellen aus dem verbesserten Wirtschaftsausblick und der wachsenden Zuversicht mit Blick auf das Erreichen des Inflationszieles der Notenbank, dass “der angemessene Pfad der Federal Funds Rate über die nächsten Jahre steiler verlaufen wird, als sie bisher erwartet hatten”, wie es in dem Protokoll heißt. Eine Mehrheit der Währungshüter plant im laufenden Jahr dennoch wie bisher mit zwei weiteren Zinserhöhungen nach der Anhebung im März. Denn auch wenn der Arbeitsmarkt erste Zeichen der Überhitzung sendet, ist der Aufwärtsdruck auf die Löhne weiter überschaubar. Inflationsziel in ReichweiteDie Kerninflation lag im März erstmals seit einem Jahr wieder oberhalb der von der Notenbank angepeilten 2 %, wobei die von der Fed stärker beachteten Preisveränderungen bei persönlichen Verbraucherausgaben (PCE) noch leicht darunter liegen dürften. Doch selbst wenn auch das von der Zentralbank bevorzugte Teuerungsmaß demnächst über die Schwelle von 2 % springen sollte, dürfte in der Fed keine Hektik ausbrechen. In den vergangenen Monaten hatte die Notenbank erkennen lassen, dass sie nach Jahren anämischer Inflation gewillt ist, die Teuerung auch einmal über das Ziel hinausschießen zu lassen. “Man sieht keine Dringlichkeit und keine Angst rund um die Inflation”, kommentiert Priya Misra, Head of Global Rates Strategy bei TD Securities, das FOMC-Protokoll. “Im Moment sehen wir nichts, was dafür Anlass böte, dass sie mehr als zwei weitere Erhöhungen vornehmen sollten.” Vielmehr gibt es eine Reihe von Unsicherheitsfaktoren, die die Prognosen der Notenbank unter Vorbehalt stellen. Vor allem die drohende Eskalation des Handelskonflikts zwischen den USA und China sehen die Währungshüter als ernste Bedrohung für den fortgesetzten Aufschwung der US-Volkswirtschaft. Zölle auf Importe aus China könnten zwar für zusätzlichen Inflationsdruck sorgen. Der macht der Fed aber bedeutend weniger Sorgen als die Wirkung für die Volkswirtschaft und den Arbeitsmarkt. Volkswirte der Dallas Fed haben errechnet, dass die Zölle, die derzeit auf dem Tisch liegen, die Wirtschaftsleistung um einen Viertelpunkt senken würden. Sollte ein Handelskonflikt auf Europa und weitere Produktgruppen übergreifen, würde das Bruttoinlandsprodukt um bis zu 3,5 % geringer ausfallen.Michael Gapen, Chefökonom von Barclays in New York, rechnet dennoch mit insgesamt vier Zinserhöhungen durch die Fed im laufenden Jahr. Seiner Meinung nach werden die Auswirkungen des Handelskonflikts im Vergleich zu den Wachstumsimpulsen durch die US-Steuerreform und gesteigerte Staatsausgaben nicht ins Gewicht fallen. Sollte China außerdem Zugeständnisse in den Handelsbeziehungen machen, könnte der Konflikt ebenfalls für einen positiven Effekt sorgen, gibt die Fed Minneapolis zu bedenken.