Fed lässt Tür für Dezember-Zinserhöhung offen

Vieles deutet auf eine Straffung kurz vor Weihnachten hin - US-Wahl sorgt aber für große Unsicherheit

Fed lässt Tür für Dezember-Zinserhöhung offen

Von Peter De Thier, WashingtonOhne konkret auszusprechen, dass eine Zinserhöhung im Dezember nun beschlossene Sache ist, hat der Offenmarktausschuss (FOMC) der US-Notenbank einen Wink mit dem Zaunpfahl gegeben: Bleibt die US-Wirtschaft auf ihrem steten Wachstumspfad, dann werden die Währungshüter am 14. Dezember zum ersten Mal seit Dezember 2015 wieder an der Zinsschraube drehen und den Schlüsselsatz von derzeit 0,25 bis 0,5 % erneut um 25 Basispunkte anheben. Wie so oft steckt bei der Fed aber der Teufel im Detail. Deswegen gilt es, auch künftig jedes Fed-Wort genau zu analysieren und alle Entwicklungen aufmerksam zu beobachten.Dass die Fed ungeachtet ihrer politischen Unabhängigkeit weniger als eine Woche vor der US-Präsidentschaftswahl handeln würde, war praktisch ausgeschlossen. Folglich ging es nach der Sitzung am Dienstag und Mittwoch vorrangig um die Frage, wie sich die Wortwahl von jener im September unterscheiden würde. Nun schlussfolgerte die Fed, die Argumente für eine Zinsanhebung hätten sich weiter verstärkt. Gleichwohl wolle sie “etwas mehr” anstelle von “mehr Hinweise” dafür haben, dass die Wirtschaft sich in eine Richtung bewegt, die es der Notenbank ermöglicht, ihr duales Mandat von Vollbeschäftigung und Geldwertstabilität zu erfüllen. Auch hatte es im September noch geheißen, dass die Teuerungsrate “kurzfristig niedrig bleiben wird”. Diese Formulierung wich nun Worten, auf die Hardliner in den Reihen des FOMC beharrt hatten: Als Folge der nachlassenden Wirkung niedrigerer Energiepreise und des stärkeren Dollar sowie infolge eines robusten Arbeitsmarkts werde die Inflationsrate “mittelfristig auf 2 % steigen”.Obwohl die nuancierte Sprache zu signalisieren scheint, dass eine Anhebung des Leitzinses im Dezember unausweichlich ist, fällt dennoch auf, dass diesmal nur zwei FOMC-Mitglieder für eine sofortige Zinserhöhung votiert haben – Loretta Mester, Präsidentin der regionalen Federal Cleveland, und Esther George, Vorsitzende der Kansas City Fed. Neben ihnen hatte im September der Präsident der Fed Boston, Eric Rosengren, für höhere Zinsen plädiert. Bei ihm fiel möglicherweise ins Gewicht, dass einige Daten auf eine leichte, zumindest vorübergehende Verlangsamung am Arbeitsmarkt hindeuten. Arbeitsmarkt im FokusSo gesehen behalten sich die Währungshüter alle Optionen offen. Nun gelte es abzuwarten, wie sich die Konjunktur entwickelt. Entscheidende Bedeutung wird wie immer dem Arbeitsmarktbericht zukommen, der heute für den abgelaufenen Monat veröffentlicht wird. Dabei scheint der Bericht des Arbeitsmarktdienstleisters Automatic Data Processing (ADP), der deutlich weniger Neueinstellungen in der Privatwirtschaft als erwartet meldete, nichts Gutes zu verheißen. Einige Ökonomen haben folglich ihre Erwartungen an den Oktober-Arbeitsmarktbericht heruntergeschraubt und glauben, dass die Zahl der neu geschaffenen Arbeitsplätze enttäuschen könnte.Unausgesprochen, aber von hoher Relevanz bleiben auch die anstehenden Wahlen. Schließlich setzten die Märkte bis vor kurzem noch auf einen Sieg der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton. Nun aber sind die Chancen von Donald Trump wieder gestiegen. Clinton gilt als eine Garantin für Kontinuität. Trump will dagegen das Dodd-Frank-Gesetz wider aufschnüren und somit unter anderem den Einfluss der Fed auf die Banken verringern. Auch hat er Notenbankchefin Janet Yellen persönlich angegriffen. Er wirft ihr vor, aus politischer Motivation heraus an der ultralockeren Geldpolitik festzuhalten. So oder so könnte ein Sieg des Republikaners die Märkte gewaltig verunsichern und in vielerlei Hinsicht – nicht zuletzt durch eine protektionistische Handelspolitik – auch auf die Gesamtwirtschaft durchschlagen.Womöglich ist auch das der Grund für die Zurückhaltung Rosengrens: Er hatte gesagt, dass wenn das Wahlergebnis die Konjunktur beeinflusse, auch die Fed überlegen müsse, ob sie ihren bisherigen Kurs fortsetze.