Fed setzt Straffung der Geldpolitik fort

US-Notenbank erhöht trotz sinkender Inflation erneut die Zinsen - Plan zum Abbau der Bilanzsumme

Fed setzt Straffung der Geldpolitik fort

Die US-Notenbank hat zum dritten Mal in sechs Monaten die Zinsen erhöht und einen Plan für den Abbau ihrer Bilanzsumme vorgelegt, der die Geldpolitik ebenfalls restriktiver wirken ließe. Die Erholung am Arbeitsmarkt liefert die Argumente, während sich die Inflation weiter von der Zielmarke entfernt.sp New York – Die US-Notenbank hat zum dritten Mal in sechs Monaten die Zinsen erhöht und trotz eines erneuten Rückgangs der Inflation einen weiteren Schritt nach oben noch in diesem Jahr angekündigt. “Die Wirtschaft scheint sich nach der Abkühlung im ersten Quartal erholt zu haben”, begründete Fed-Chefin Janet Yellen die Entscheidung. “Weitere graduelle Zinserhöhungen sind in den nächsten Jahren angemessen”, legte sich Yellen fest, deren Amtszeit an der Spitze der Notenbank im Februar 2018 ausläuft. Die Entscheidung für eine Erhöhung der Federal Funds Rate um 25 Basispunkte auf 1,00 bis 1,25 % fiel nicht einstimmig. Neel Kashkari, der Präsident der Federal Reserve Bank of Minneapolis, sprach sich als einziges der neun stimmberechtigten Mitglieder des Ausschusses gegen eine Erhöhung aus.Die Fed kündigte zudem an, den Abbau ihrer im Zuge der Finanzkrise auf knapp 4,5 Bill. Dollar aufgeblähten Bilanz noch in diesem Jahr zu beginnen. Monatlich sollen zunächst Assets in Höhe von 10 Mrd. Dollar abgestoßen werden, teilte Yellen mit. Nach jeweils drei Monaten soll der Umfang um weitere 10 Mrd. Dollar steigen, bis der Abverkauf von Staatsanleihen und verbrieften Hypotheken nach einem Jahr bei monatlich 50 Mrd. Dollar anlangen und dort verharren soll.Yellen sieht mit der anhaltenden Erholung auf dem Arbeitsmarkt weiterhin die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass auch die Inflation bald wieder anzieht und sich der Zielmarke von 2 % annähert. Mit einer Arbeitslosenquote von zuletzt 4,3 % hat die Fed zwar ihr Ziel Vollbeschäftigung praktisch erreicht. Die Teuerung hat sich nach den jüngsten Zahlen für den vergangenen Monat allerdings erneut vom angepeilten Wert entfernt. Einzelhandel schwächeltDie Verbraucherpreise kletterten im Mai nur noch um 1,9 %, während sie im April noch um 2,2 % zulegten. Die Preiszuwächse bei persönlichen Ausgaben der Verbraucher, worauf die Fed noch größeren Wert legt, weil sie Schwankungen bei Energie- und Nahrungsmittelkosten ausklammern, lagen zuletzt nur noch bei 1,5 %. Hauptgrund für die geringere Teuerung im Mai: Benzin verbilligte sich um 6,4 % und damit so deutlich wie seit über einem Jahr nicht mehr. Die Verbraucher gaben weniger für Autos und an den Tankstellen aus. Dafür steckten sie mehr Geld in den Kauf von Bekleidung. Dennoch machten die Einzelhändler 0,3 % weniger Umsatz als im Vormonat. Das ist der kräftigste Rückgang seit fast anderthalb Jahren. Die Verbraucher sind mit ihren Käufen eine Hauptsäule der US-Wirtschaft, wobei der Einzelhandel etwa 30 % des privaten Konsums ausmacht.Trotz des bereits im vierten Monat in Folge gesunkenen Inflationsdrucks geht aus den aktuellen Prognosen der US-Währungshüter hervor, dass sie für das Jahresende mit einem Zinsniveau von 1,375 % rechnen. Dies würde einem weiteren Schritt nach oben entsprechen, den die Fed schon bisher angezeigt hatte, weil sie eine Überhitzung der Wirtschaft für den Fall vermeiden will, dass die von US-Präsident Donald Trump angekündigte Steuerreform und die massiven Investitionen in die Infrastruktur einen kräftigen Schub bringen sollten.Das Weiße Haus, das wegen diverser Untersuchungen im Zusammenhang mit der Einflussnahme Moskaus auf den US-Präsidentschaftswahlkampf am Donnerstag weiter unter Druck geriet, hat laut Medienberichten nun die Suche nach einem Nachfolger für Janet Yellen gestartet. Zu den Kandidaten soll auch Gary Cohn gehören, der oberste Wirtschaftsberater Trumps und die ehemalige Nummer 2 der Investmentbank Goldman Sachs.