Stichwahl in Frankreich

Fieberhaftes Taktieren vor der entscheidenden Wahlrunde

In Frankreich taktieren viele Parteien, um einen Sieg der Kandidaten des RN in möglichst vielen Wahlkreisen zu verhindern. Die rechtsextreme Partei verbreitet derweil Unterstellungen gegen Präsident Macron.

Fieberhaftes Taktieren vor der entscheidenden Wahlrunde

Stichwahl in Frankreich

Fieberhaftes Taktieren vor der entscheidenden Wahlrunde

In Frankreich liegen bei vielen die Nerven blank

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Von Gesche Wüpper, Paris

In Frankreich versuchen Politiker, sich für die zweite Runde der Parlamentswahlen in Stellung zu bringen. Viele Kandidaten verzichten aus taktischen Gründen darauf, bei der Stichwahl anzutreten, um so den Sieg des rechtsradikalen Rassemblement National (RN) in ihrem Wahlkreis zu verhindern. Doch im Gegensatz zu 2002, als der Einzug von RN-Gründer Jean-Marie Le Pen in die Endrunde der Präsidentschaftswahlen ein Erdbeben auslöste, bildet sich die sogenannte republikanische Front diesmal nur zögerlich.

Wenige Stunden vor Ablauf der Frist am Dienstagabend für die Kandidaturen der zweiten Runde hatten sich laut AFP dennoch mehr als 200 Kandidaten zurückgezogen, vor allem Vertreter des Linksbündnisses Neue Volksfront und des Mitte-Lagers von Präsident Emmanuel Macron. Eine RN-Kandidatin musste ebenfalls aufgeben, nachdem ein Foto von ihr aufgetaucht war, auf dem sie eine Offiziersmütze der Luftwaffe der Wehrmacht mit Hakenkreuz trägt.

Le Pen bezichtigt Macron

Der RN, der in der ersten Wahlrunde deutlich vorn lag, prangert den taktischen Verzicht anderer Kandidaten an. RN-Chef Jordan Bardella verbreitete auf Sozialen Netzwerken eine Fotomontage Macrons, der Jean-Luc Mélenchon von der linksextremen La France Insoumise die Hand schüttelt. Das sei eine „unheilige Allianz“, spottete Bardella. Marine Le Pen wiederum warf Macron vor, „einen administrativen Staatsstreich“ zu planen. Es gebe Gerüchte, dass er vor Sonntag neue Chefs für die Polizei und die Gendarmerie ernennen wolle, sagte sie dem Radiosender France Inter. Der Élysée-Palast forderte Le Pen daraufhin auf, sich zu mäßigen. Nominierungen im Staatsdienst gebe es jede Woche, viele im Sommer.

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