DIHK-Umfrage

Firmen erwarten „frostigen Winter“

Im Ausland tätige deutsche Unternehmen blicken laut einer Umfrage mit Sorge auf die schwächelnde Weltkonjunktur. Die zeigt auch: Ein Land wird für Investitionen gerade besonders attraktiv.

Firmen erwarten „frostigen Winter“

ba Frankfurt

Die international tätigen deutschen Unternehmen sehen einer Umfrage des Industrieverbands DIHK zufolge wegen des Ukraine-Kriegs und der Null-Covid-Politik Chinas einen frostigen Winter auf die Weltwirtschaft zukommen. In nahezu jedem Winkel der Erde gebe es große Herausforderungen – insbesondere in Deutschland und Europa. Dementsprechend schrumpfen auch die Investitions- und Beschäftigungsabsichten. Wobei die USA gleichwohl für Investitionen attraktiver werden. Als größte Risiken gelten weiterhin die gestörten Lieferketten, Rohstoff- und Energiepreise sowie eine schwächere Nachfrage.

Der aktuellen Auswertung des AHK World Business Outlook zufolge erwarten 47% der mehr als 3100 befragten deutschen Unternehmen, die im Ausland aktiv sind, einen konjunkturellen Abschwung am jeweiligen Standort. Lediglich zu Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 zeigten sich die Unternehmen pessimistischer. In der vorherigen Umfragerunde im Frühjahr zeigten sich 37% der Unternehmen pessimistisch. Eine konjunkturelle Verbesserung in ihrem Gastland erwarten hingegen 17 (Frühjahr: 21)%. „Während sich die Perspektiven vor allem in Europa verschlechtern, sind Unternehmen im Asien-Pazifik-Raum (ohne China), in Afrika, Nah- und Mittelost sowie Süd- und Mittelamerika und Nordamerika weniger pessimistisch“, betonte der DIHK. Das Wachstum der Weltwirtschaft im kommenden Jahr wird mit bestenfalls 2,5% erwartet, während für Deutschland ein Minus von 3% prognostiziert wird.

Geschäftslage ist noch gut

Trotz des konjunkturellen Gegenwinds berichten die Unternehmen laut DIHK derzeit noch von einer guten Geschäftslage. Während die Industrie dank leichter Entspannung bei den globalen Lieferketten ihre Aufträge abarbeiten könne, profitieren Dienstleistungsunternehmen von den Lockerungen der Corona-Maßnahmen. Deutlich schlechter als die aktuelle Lage schätzen die Befragten die künftige Entwicklung der eigenen Geschäfte ein, wobei die Optimisten noch in der Mehrzahl sind. Dies dürfe „nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich auch bei den deutschen Unternehmen im Ausland die angespannte Weltkonjunktur bemerkbar macht“, sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. „Abhängig von ihren jeweiligen internationalen Märkten finden sie jedoch stabile, wenn nicht sogar vorteilhafte Bedingungen vor, die wiederum Zuversicht geben.“

Eine starke Sogwirkung geht derzeit von den USA aus: So sind die Investitionspläne deutscher Betriebe in den Vereinigten Staaten expansiver als in vielen anderen Weltregionen, erklärte Treier: „39% der Unternehmen in den USA wollen in den kommenden Monaten höhere Investitionen tätigen, lediglich 17% verringern.“ Zum Vergleich: Weltweit planen im Schnitt 32% mit höheren Investitionen, aber 23% mit geringeren. Ein wichtiger Grund dafür seien die Subventionen und zum Teil diskriminierenden Maßnahmen, mit denen die US-Regierung Unternehmen vor Ort bevorzuge. Zu den Instrumenten einer „eindeutigen Industriepolitik“ gehörten der Inflation Reduction Act mit Beihilfen zum Vorteil von Wertschöpfung in den USA, die großen Infrastrukturprogramme auch zur Elektrifizierung der USA sowie der Chips Act. „US-Bundesstaaten sind hungrig nach deutschen Investitionen, nach Auslandsinvestitionen generell“, betonte auch Matthias Hoffmann, Geschäftsführer der Deutsch-Amerikanischen Handelskammer für den Süden der USA in Atlanta.

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