Fit für den Klimawandel

Kabinett beschließt neue Maßnahmen zur Anpassung an die Erderwärmung

Fit für den Klimawandel

Die Folgen des Klimawandels lassen sich auch in Deutschland nur noch in Teilen abwenden. Diese Einsicht steht hinter der Deutschen Anpassungsstrategie (DAS), die die Bundesregierung 2008 beschlossen hat. Jetzt hat das Kabinett den zweiten Fortschrittsbericht und neue Schwerpunkte für die DAS beschlossen.sp Berlin – “Der Klimawandel ist in Deutschland angekommen”, sagte Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) bei der Vorstellung des zweiten Fortschrittsberichts zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel, den das Kabinett gestern beschlossen hat. Neben einer Bilanz der bisherigen Aktivitäten geht es in dem Bericht um mehr als 180 Maßnahmen, mit denen Deutschland in den kommenden Jahren klimafest gemacht werden soll. Die Kosten belaufen sich nach Angaben des Umweltministeriums auf rund 1,5 Mrd. Euro.Die Bemühungen um mehr Klimaschutz machten diese Investitionen nicht obsolet, stellte Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes, fest. “Ohne ambitionierten Klimaschutz ist alles nichts”, mahnte er. Bisher sei die Welt auf dem Weg zu 3,5 Grad mehr, statt den Klimawandel auf deutlich unter 2 Grad zu begrenzen, wie das Pariser Klimaabkommen vorsieht. Am Ende dieses Pfades würden “die Temperaturen in Berlin so sein wie in Madrid, in Madrid wie in Marrakesch und in Marrakesch so wie an Orten, wo man heute gar nicht auf die Straße gehen kann”, gab der Chef des Umweltbundesamtes zu bedenken.”Der Klimawandel hat ganz erhebliche Auswirkungen auf Wohlstand und Gesundheit in Deutschland”, stellte Schulze fest. Doch selbst ein entschlossener Klimaschutz könnte manche Folgen des Klimawandels nicht mehr vermeiden. “Darum muss sich Deutschland parallel an den Klimawandel anpassen.” Die 2008 verabschiedete Deutsche Anpassungsstrategie (DAS) bilde den Rahmen für frühzeitige Planung, langfristige Ausrichtung und strategische Koordinierung auf allen staatlichen Ebenen. Datenbasis als GrundlageZu den Schwerpunkten im Aktionsplan zählt die Verbesserung der Datenbasis zu den Kosten des Klimawandels. Sie soll als Grundlage für eine strategische Ausrichtung der Finanzierung der Anpassungsmaßnahmen dienen. Das Bundesumweltministerium fördert zudem erstmals soziale Einrichtungen mit bis zu 150 Mill. Euro bei ihrer Klimaanpassung. Weitere Maßnahmen adressieren Risiken durch Hoch- und Niedrigwasser oder gestörte Infrastrukturen, Beeinträchtigungen der Landwirtschaft, Gesundheitsgefahren, Sicherheitsrisiken in der Wirtschaft sowie Herausforderungen des Bevölkerungsschutzes. Ebenfalls in dem Aktionsplan enthalten ist die Entwicklung einer Vision für ein klimaresilientes Deutschland bis zum Jahr 2060, deren Horizont bis ins Jahr 2100 gehen soll. Mit dem bis 2050 von der Bundesregierung angestrebten Ziel der Klimaneutralität werden die Anpassungen an den Klimawandel demnach noch lange nicht abgeschlossen sein.Die Reform der europäischen Agrarpolitik, auf die sich die EU-Agrarminister in der Nacht zum Mittwoch verständigt haben, stellt Schulze mit Blick auf Klima- und Umweltschutz noch nicht zufrieden. “Nach den Entscheidungen im Agrarrat zeichnet sich vor allem eins ab: Die dringend notwendige Ausrichtung der Agrarförderung an Umwelt-, Naturschutz- und Tierschutzstandards muss auf nationaler Ebene stattfinden”, sagte die Ministerin am Mittwoch. Umweltverbände hatten sich zuvor sehr enttäuscht über das Ergebnis gezeigt.Das konkrete Mindestbudget für Umwelt- und Naturschutz, auf das sich Mitgliedstaaten, EU-Kommission und EU-Parlament in weiteren Verhandlungen nun einigen müssen, sei “nur dann ein Gewinn, wenn die Mitgliedstaaten ehrgeizige Maßnahmen ergreifen”, mahnte die Ministerin. “Dafür gilt es jetzt in Deutschland die Weichen zu stellen.” Am Ende müsse es deutlich weniger Pestizide und mehr Artenvielfalt auf den Feldern geben.