VOR DER IWF-TAGUNG

Fonds plädiert für weiter lockere Geldpolitik

IWF sieht Euro-Zinsen bis Mitte 2019 unterhalb von null - Trump-Politik könnte Fed unter Druck setzen

Fonds plädiert für weiter lockere Geldpolitik

ms Frankfurt – Der Internationale Währungsfonds (IWF) sieht die Zentralbanken in den Industrieländern angesichts einer nur langsam anziehenden Inflation in der Lage und in der Pflicht, an einer anhaltend lockeren Geldpolitik festzuhalten. “Die makroökonomischen Bedingungen in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften erfordern im Allgemeinen eine fortgesetzt akkommodierende Geldpolitik”, heißt es im gestern veröffentlichten Weltwirtschaftsausblick. Allerdings unterscheide sich die Lage in den einzelnen Regionen, weil der Konjunkturzyklus unterschiedlich weit vorangeschritten sei.Nicht zuletzt im Euroraum sieht der IWF weiter Bedarf für geldpolitische Unterstützung. Die Experten prognostizieren auch, dass die Europäische Zentralbank (EZB) entsprechend an ihrem lockeren Kurs festhalten wird. Die kurzfristigen Zinsen im Euroraum werden laut Prognose des Währungsfonds bis Mitte 2019 unterhalb von 0 % verharren. Der EZB-Einlagenzins liegt bei – 0,4 %, der Leitzins aktuell bei 0 %.Die Aussagen des Fonds kommen zu einer Zeit, da innerhalb und außerhalb der Zentralbanken intensiv über den weiteren Kurs diskutiert und teilweise gestritten wird: Die nach wie vor recht gute wirtschaftliche Lage spricht eher dafür, die ultralockere Geldpolitik der Krisenjahre zurückzufahren – zumal die Risiken für die Finanzstabilität steigen. Die vielerorts unter den Zielen der Zentralbanken liegende Inflation spricht dagegen eher dafür, vorsichtig zu agieren. Unsicherheiten wie die Möglichkeit eines schnelleren Anziehens der Inflation und der drohende Handelskrieg erschweren die Lage. Inflation bleibt gedämpftFür den Euroraum sagt der Fonds trotz der Erwartung eines über Trend liegenden Wachstums in den Jahren 2018 und 2019 voraus, dass die Kerninflation, also die Rate ohne Energie und Lebensmittel, erst bis 2021 langsam in Richtung 2 % anziehen wird. Die Kernrate gilt vielen als besserer Indikator für den zugrundeliegenden Preisdruck. Die EZB orientiert sich allerdings an der Gesamtrate und strebt auf mittlere Sicht einen Wert von unter, aber nahe 2 % an.Volkswirte erwarten aktuell, dass die EZB erstmals im zweiten Quartal 2019 ihren Einlagenzins anheben wird, wie aus einer gestern veröffentlichen Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters hervorgeht. Demnach prognostizieren die Experten mehrheitlich, dass die Euro-Hüter den Satz dann auf – 0,25 % hochsetzen werden. Mit einer Erhöhung des Leitzinses rechnen Ökonomen erst im Schlussviertel 2019. Die Währungshüter hatten zuletzt im Jahr 2011 ihre Sätze angehoben.In Notenbankkreisen scheinen aktuell viele ein Szenario zu teilen, gemäß dem der Rat nach September keine großen Anleihenvolumina (Quantitative Easing, QE) mehr erwirbt und die Käufe allenfalls bis Jahresende schrittweise auslaufen lässt. Dann wären 2019 erste Leitzinserhöhungen möglich (vgl. unter anderem BZ vom 6. März). Die Handelsstreitigkeiten und schwächere Konjunkturdaten hatten die Debatte zuletzt aber erneut befeuert.Für die USA sagt der Fonds nun eine etwas schnellere geldpolitische Normalisierung voraus als noch im Oktober angenommen. Grund seien eine stärkere Nachfrage, ein höherer Inflationsdruck und eine Fiskalpolitik, die expansiver sei als erwartet. Den US-Leitzins sehen sie Ende 2018 nun bei 2,5 % und Ende 2019 bei 3,5 %. Aktuell liegt der Satz bei 1,5 % bis 1,75 %. Da die US-Wirtschaft wohl bereits voll ausgelastet sei, könnten die US-Steuerreform und die Ausgabenpläne der Regierung die wirtschaftliche Aktivität “signifikant stimulieren” und so Lohn- und Preisdruck schüren. Dann könne womöglich eine schnelle Straffung der Geldpolitik nötig werden.Mit Blick auf die Bank of England plädiert der IWF für eine graduelle geldpolitische Straffung, um die über Ziel liegende Inflation zu senken und die Inflationserwartungen zu stabilisieren. Für Japan hält der Fonds dagegen wie für den Euroraum eine anhaltende geldpolitische Unterstützung für nötig. Der IWF prognostiziert gar, dass die Zinsen auf Sicht von fünf Jahren nahe 0 % bleiben.