Franken-Hüter korrigieren Wachstumsprognose

SNB muss Folgen ihrer Politik anerkennen

Franken-Hüter korrigieren Wachstumsprognose

dz Zürich – Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat gestern an ihrer vierteljährlichen Lagebeurteilung keine geldpolitische Kursänderung vorgenommen. Dies war vor dem Hintergrund des in der vorigen Woche bestätigten unveränderten Kurses der Europäischen Zentralbank auch so erwartet worden. Die Schweizer Banken zahlen für überschüssige Sichteinlagen auf ihren Girokonten bei der Notenbank nach wie vor einen Strafzins von – 0,75 %, und dementsprechen hält die SNB den Zins für den unbesicherten Drei-Monats-Franken am Londoner Interbankenmarkt nach wie vor exakt in der Mitte des Zielbandes von – 1,25 % bis – 0,25 %.Eine Verschärfung der Geldpolitik, die sich insbesondere die unter dem Negativzinsregime ächzenden Privatbanken wünschen, würde zu einer Verengung der negativen Zinsdifferenz zugunsten des Franken zum Euro führen und die relative Attraktivität von Franken-Anlagen schlagartig erhöhen. Das aber können sich die Schweizer Wirtschaft und die SNB nicht leisten. Trotz der jüngsten Aufwertung des Euro bleibt der Franken mit einem Kurs von aktuell 1,147 zur Gemeinschaftswährung “hoch bewertet”, wie die SNB in ihrer Mitteilung schreibt. Interventionen am Devisenmarkt zur Schwächung der eigenen Valuta seien bei Bedarf weiterhin möglich.Die Franken-Keule hat die Schweizer Wirtschaft fest im Griff. Obwohl sich das konjunkturelle Klima in der EU deutlich aufhellt, geht die Wirtschaftsleistung in der Schweiz zurück. Für das laufende Jahr rechnet die Nationalbank nur noch mit einem Wirtschaftswachstum von “knapp 1 %”, nachdem sie vor drei Monaten noch ein Wachstum von 1,5 % prognostiziert hatte. Es scheint immer offensichtlicher zu werden, dass die Wettbewerbsposition mancher Wirtschaftssektoren seit der Euro-Mindestkursaufhebung im Januar 2015 zu stark beeinträchtigt wurde, als dass die Schweiz den gegenwärtigen Schwung in Europa voll mitnehmen könnte. Als Folge der jüngsten Wechselkursabschwächung rechnet die SNB mit einer minimalen Beschleunigung des allgemeinen Preisauftriebs auf je 0,4 % im laufenden und im nächsten Jahr sowie auf 1,1 % im Jahr 2019.