Frankenhüter fürchten Frankfurt

Die EZB würde die Schweiz mit höheren Einlagenzinsen unter Druck setzen

Frankenhüter fürchten Frankfurt

dz Zürich – Zehn Tage vor der nächsten Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) steigt der Puls in der Schweizerischen Nationalbank (SNB). In Erwartung weiterer EZB-Maßnahmen zur Lockerung der monetären Bedingungen in der Eurozone stellen sich die Frankenhüter auch auf das Szenario ein, dass die Notenbanker in Frankfurt den Strafzins für Geschäftsbanken auf Euro-Einlagen bei der Notenbank von derzeit – 0,2 % weiter anheben beziehungsweise tiefer in den negativen Bereich verschieben werden.Die SNB hatte am 18. Dezember 2014 die Einführung eines Negativzinsregimes angekündigt, das die Bestrafung von Notenbankeinlagen der Geschäftsbanken mit einem Zins von 0,25 % belasten sollte. Die Maßnahme wurde unter anderem mit der Aufrechterhaltung einer angemessenen Zinsdifferenz zum Euro begründet. Noch bevor sie in Kraft trat, erfolgte am 15. Januar die Aufhebung des Euro-Mindestkurses, welche unter anderem eine Anhebung des Strafzinses auf – 0,75 % zur Folge hatte.Dieser Satz ist bis heute gültig, könnte sich aber ändern, wenn die EZB ihrerseits den bestehenden Strafzins verschärfen würde. Dass die Euro-Wächter diesen Schritt machen werden, gilt bei vielen Marktbeobachtern inzwischen als ebenso ausgemacht wie die Ausweitung des Anleihenkaufprogrammes. Bargeldhortung als Ausweg?Claude Maurer von der Credit Suisse geht davon aus, dass sich die SNB in einem solchen Fall genötigt sähe, ihren Strafzins auf – 1 % zu erhöhen. Entsprechende Erwartungen hätten sich im Markt bereits gebildet und jüngst zu einem Rückgang der Geld- und Kapitalmarktzinsen im Franken geführt, schreibt die Bank in einer Kurzanalyse. Auf Dreimonatseinlagen am Londoner Interbankenmarkt werden derzeit 0,7 % verlangt, der negative Einlagenzins für dreimonatige Eurogelder bewegt sich bei rund 0,6 %.Mit einer weiteren Verstärkung des Strafzinsens würde sich die SNB auf einem politisch glatten Terrain weiter in die Gefahrenzone begeben. Maurer geht zwar davon aus, dass sich die Zinsmaßnahme durchsetzen ließe, ohne dass die Flucht ins Bargeld signifikant zunehmen würde. Dabei stützt er sich allerdings auf die eher vage Hoffnung, dass die Bargeldhortung bislang nicht genug Verbreitung erlangt hat, um die Politik der SNB zu unterlaufen. Wenn dies sich ändern sollte, müsste die SNB nolens volens den Bargeldverkehr einschränken, um die Wirkung ihrer Politik zu gewährleisten. Das aber ist ein Giftschrank, den die Notenbank aus politischen Gründen bislang nicht zu öffnen wagt.Eine erneute starke Aufwertung des Frankens zum Euro kann die SNB mit Blick auf die fragile Konjunkturlage in der Schweiz kaum zulassen. Der aktuelle Euro-Kurs von 1,08 Franken liegt nach allen möglichen Berechnungen immer noch rund 15 % über dem fairen Kurs, und die Exportindustrie sehnt sich nach einer Normalisierung. Vor diesem Hintergrund setzt die SNB große Hoffnungen in die US-Notenbank, die möglicherweise Mitte Dezember den Ausstieg aus der Nullzinspolitik in Angriff nehmen wird.