Frankreich ein Drittel unter Volllast

Viruskrise bremst wirtschaftliche Aktivitäten und Geschäftsklima aus

Frankreich ein Drittel unter Volllast

wü Paris – Die Coronavirus-Krise setzt der französischen Wirtschaft stark zu. Das geht aus einer ersten Einschätzung der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie für die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone hervor, die das französische Statistikamt Insee Donnerstag veröffentlicht hat. Es schätzt, dass die wirtschaftliche Leistung Frankreichs derzeit nur rund 65 % ihres normalen Niveaus beträgt, nachdem am 17. März eine Ausgangssperre begonnen hat. Sie könnte bis Ende April verlängert werden. Gleichzeitig ist der Indexwert für das Geschäftsklima um zehn Punkte auf 95 Zähler gefallen – so stark wie nie zuvor, seit die Daten 1980 erstmals erhoben wurden.Die Insee-Statistiker schätzen, dass eine einmonatige Ausgangssperre das Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf ein Jahr gerechnet um drei Punkte verringern dürfte. Sollte sie zwei Monate in Kraft bleiben, dürften es sechs Punkte sein. Das Statistikamt gibt aber zu bedenken, dass solche Prognosen derzeit nicht einfach seien. Die Entwicklung hänge davon ab, wie es dem Land gelinge, die derzeitige Gesundheitskrise zu überwinden, wann eine Rückkehr zur Normalität möglich sei und wie viel Vertrauen die wirtschaftlichen Akteure in die Verbesserung der gesundheitlichen Situation hätten. Insee will versuchen, schon bald, vielleicht bereits in zwei Wochen, eine weitere Einschätzung vorzulegen.Um die wirtschaftliche Aktivität zu messen, hat das Statistikamt jetzt zusätzlich zu den üblichen Indikatoren auch andere Daten wie den Energieverbrauch, Auslastung des Schienenverkehrs und Transaktionen mit Bankkarten ausgewertet. Der Energieverbrauch etwa liegt rund 20 % unter dem normalen Niveau. Jeweils ein Drittel der Arbeitnehmer arbeitet derzeit an seinem üblichen Arbeitsplatz, im Homeoffice und in Kurzarbeit.Die Coronavirus-Krise trifft die einzelnen Branchen mit unterschiedlicher Wucht. Während die landwirtschaftlichen Aktivitäten und die Lebensmittelindustrie relativ wenig getroffen werden dürften, dürften die Aktivitäten der restlichen Industrie nur zur Hälfte funktionieren, so Insee. Im Dienstleistungssektor leiden einige Bereiche wie Hotels, Gastronomie und Transport sehr stark. Dagegen stehen Versicherungen und Telekomaktivitäten relativ gut da. Insgesamt dürfte der Dienstleistungssektor jetzt zwei Drittel seiner normalen Leistung erreichen. Die Pandemie und die Ausgangssperre gehen auch an den Haushalten nicht spurlos vorbei. Insee schätzt, dass ihr Privatkonsum nun um 35 % eingebrochen ist.