WIRTSCHAFT IM BANN DES CORONAVIRUS

Frankreich schnürt Hilfspaket für Unternehmen

Notfalls Verstaatlichungen oder Beteiligungen geplant - Regierung spricht von "Krieg" gegen das Virus

Frankreich schnürt Hilfspaket für Unternehmen

wü Paris – Frankreichs Wirtschaftsminister Bruno Le Maire hat am Dienstag einen 45 Mrd. Euro schweren Rettungsplan für die Wirtschaft im Kampf gegen die Folgen der Coronavirus-Pandemie angekündigt und vor einer drohenden Rezession in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Eurozone gewarnt. “Es wird auch einen wirtschaftlichen und finanziellen Krieg geben”, sagte er während einer Telefonkonferenz. “Er wird lang und heftig werden.” Deshalb müsse Frankreich jetzt alle seine Kräfte mobilisieren.Präsident Emmanuel Macron hatte bereits am Montagabend bei der Ankündigung der Dienstagmittag in Kraft getretenen Ausgangssperre immer wieder von einem Krieg gegen das Coronavirus gesprochen und beteuert, kein Unternehmen fallenzulassen. Er sei bereit, alle Maßnahmen zu ergreifen, um große französische Unternehmen zu schützen, betonte auch Le Maire: “Das kann durch eine Kapitalerhöhung oder eine Beteiligung geschehen. Und ich kann sogar den Begriff Verstaatlichung verwenden, wenn nötig.”Befragt nach den besonders von der Coronavirus-Krise betroffenen Branchen erklärte Le Maire, der Regierung stünden verschiedene Instrumente zur Verfügung, um der stark unter Druck geratenen Fluggesellschaft Air France-KLM zu helfen. “Ich habe keine Bedenken, diese Instrumente zu nutzen.” Das Hilfspaket für Unternehmen und ihre Mitarbeiter umfasst insgesamt 45 Mrd. Euro. Davon sind 8,5 Mrd. Euro für Kurzarbeitsmaßnahmen im März und April vorgesehen. Nach Angaben Le Maires ist es das erste Mal in der Geschichte Frankreichs, dass solche Kurzarbeitsmaßnahmen aufgelegt werden. Den geplanten Aufschub der Steuer- und Sozialabgabenzahlungen im März und April schätzt er auf 32 Mrd. Euro. Dazu kommen weitere 1,5 Mrd. Euro für Krankengeld, das Arbeitnehmer erhalten sollen, die nicht arbeiten können, weil sie auf ihre Kinder aufpassen müssen. EntschädigungsfondsFür einen Entschädigungsfonds für Selbständige und Händler sind weitere 2 Mrd. Euro eingeplant. Für kleine Unternehmen mit einem Umsatz von weniger als 1 Mill. Euro jährlich aus einer Branche, die jetzt besonders unter den Folgen der Pandemie zu leiden hat wie der Gastronomie, und deren Umsatz zwischen März 2019 und März 2020 eingebrochen ist, sind 1 Mrd. Euro vorgesehen. Dazu kommen Staatsbürgschaften für Bankkredite in Höhe von 300 Mrd. Euro.Nicht eingerechnet in dem Hilfspaket sind auch durch die Coronavirus-Krise bedingte Steuerausfälle und Maßnahmen zur Wiederankurbelung der Wirtschaft, wenn die Krise überstanden ist. Sie dürfte zu einem Haushaltsdefizit von 3,9 % in diesem Jahr führen, sagte Budgetminister Gérald Darmanin der Wirtschaftszeitung “Les Echos”. Wirtschaftsminister Le Maire warnte, das Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde 2020 um 1 % sinken, vielleicht aber auch mehr, und die Staatsverschuldung werde auf über 100 % steigen.