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Frankreichs Arbeitsminister gibt sein Amt auf

ba/dpa-afx - In Zeiten von Rekordarbeitslosigkeit scheidet Frankreichs Arbeitsminister François Rebsamen aus der Regierung aus. Der 64-jährige Vorsitzende der sozialdemokratischen Fraktion im Senat reichte gestern seinen Rücktritt während der...

Frankreichs Arbeitsminister gibt sein Amt auf

ba/dpa-afx – In Zeiten von Rekordarbeitslosigkeit scheidet Frankreichs Arbeitsminister François Rebsamen aus der Regierung aus. Der 64-jährige Vorsitzende der sozialdemokratischen Fraktion im Senat reichte gestern seinen Rücktritt während der Kabinettssitzung ein, wie die Regierung anschließend bekannt gab. Ein Nachfolger solle in Kürze bekannt gegeben werden, zitiert “Le Monde” aus dem Elysée-Palast. Rebsamen hatte seinen Rücktritt bereits angekündigt. Zurück nach DijonRebsamen geht als Bürgermeister zurück ins ostfranzösische Dijon. Dort war der Sozialist am 10. August in einer Gemeinderatssitzung erneut gewählt worden, nachdem sein Amtsnachfolger Alain Millot Ende Juli im Alter von 63 Jahren gestorben war. Rebsamen hatte 2014 sein Amt seinem damaligen Stellvertreter übergeben, da Minister laut einem Erlass von Präsident François Hollande seit 2012 in Frankreich nicht zugleich ein Bürgermeisteramt bekleiden sollen. Spätestens zum 10. September will Rebsamen aus der Regierung ausscheiden. Der Vater eines Kindes war seit 2001 Bürgermeister der Hauptstadt des Départements Côte-d’Or gewesen.Rebsamen, der Jura und Wirtschaft studiert hat, war seit April 2014 unter Premierminister Manuel Valls für Arbeit und Soziales zuständig. Geprägt wurde diese Zeit durch immer neue Rekordzahlen bei der Arbeitslosigkeit. Derzeit sind 3,5 Millionen Menschen ohne Job, der nächste Arbeitsmarktbericht soll am 26. August veröffentlicht werden. Bei den unter 25-Jährigen ist derzeit fast jeder Vierte ohne Arbeit. Den Kampf gegen die hohe Arbeitslosigkeit hatte Hollande bei seinem Amtsantritt zur Priorität erklärt. Weitere Problemfelder Frankreichs sind der Reformstau und die hohe Staatsverschuldung.Bei der Nachfolgefrage drehen sich die Spekulationen französischer Medien unter anderem um Landwirtschaftsminister Stephane Le Foll. Der 55-Jährige fungiert bisher zudem als Regierungssprecher und wird wegen seiner Nähe zu Hollande auch “le hollandais” genannt. Allerdings steckt Le Foll derzeit mitten in Verhandlungen mit unzufriedenen Landwirten, die wegen niedriger Milch- und Fleischpreise um ihre Existenz bangen. Den sozialistischen Abgeordneten Jean-Marc Germain, der in Fragen des Arbeitsmarktes sehr bewandert ist, zu benennen, wäre laut “Le Monde” für Hollande und Ministerpräsident Valls ein Glücksspiel unter anderem aufgrund seiner Nähe zu Ex-Arbeitsministerin Martine Aubry. Ein weiterer Kandidat könnte Alain Vidalies, Staatssekretär im Verkehrsministerium sein. Der frühere Fachanwalt für Arbeitsrecht war 2012 im Wahlkampfteam von Hollande für Fragen des Arbeitsmarktes zuständig.Auch Wirtschaftsminister Emmanuel Macron gilt als möglicher Nachfolger Rebsamens. Der erst 37 Jahre alte Vertraute Hollandes gilt als liberal und als Widerpart zu seinem Amtsvorgänger, dem Globalisierungsgegner Arnaud Montebourg. Nach dem Studium der Philosophie absolvierte Macron die renommierte Politikhochschule Sciences Po in Paris sowie die Kaderschmiede Ena und arbeitete zunächst in der Finanzinspektion, bevor er 2008 von der Rothschild-Bank abgeworben wurde. 2012 wurde der Arztsohn stellvertretender Generalsekretär im Elysée-Palast und Wirtschaftsberater Hollandes, im August 2014 dann Minister für Wirtschaft, Industrie und Digitales.