Frankreichs Jugendarbeitslosigkeit sehr hoch

Pariser Rechnungshof kritisiert Ineffizienz der staatlichen Fördermaßnahmen für junge Menschen

Frankreichs Jugendarbeitslosigkeit sehr hoch

wü Paris – Teuer und nicht sehr effizient: So lautet die Kritik des französischen Rechnungshofes an den staatlichen Maßnahmen zur Eingliederung Jugendlicher in das Berufsleben. Die 28 Fördermaßnahmen bildeten ein besonders komplexes System, dessen Kosten hoch seien und weiter stiegen, urteilt er in einem gerade veröffentlichten Bericht. Der Rechnungshof sieht dringenden Handlungsbedarf, die Eingliederungsmaßnahmen effizienter zu gestalten.Frankreich gehört, was die Jugendarbeitslosigkeit angeht, zu den Schlusslichtern in Europa. So lag die Arbeitslosenquote der 15- bis 24-Jährigen im zweiten Quartal 2016 nach Angaben des französischen Statistikamtes Insee bei 23,7 %, wobei die Übersee-Départements nicht mit eingerechnet sind.Auch in der gerade von der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) veröffentlichten Studie “Gesellschaft auf einen Blick” schneidet die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone schlecht ab, da die Anzahl der Jugendlichen, die keinen Job haben, sich aber auch nicht in einer Ausbildung oder in Trainingsmaßnahmen befinden, mit 16,6 % doppelt so hoch ist wie in Deutschland. Die OECD empfiehlt denn auch, verstärkt in die Ausbildung und Betreuung von jugendlichen Schulabbrechern zu investieren.Der Pariser Rechnungshof schätzt, dass der französische Staat, Gebietskörperschaften und staatliche Einrichtungen im vergangenen Jahr 10,5 Mrd. Euro für die Maßnahmen zur Eingliederung Jugendlicher in das Berufsleben ausgegeben haben. 19 % dieser Kosten entfielen auf unterstützte Verträge, 14 % auf die Betreuung jugendlicher Arbeitsloser und 10 % auf berufliche Weiterbildungsmaßnahmen für sie. Trotz dieser Investitionen entsprächen die Ergebnisse in Bezug auf den Zugang zu einer dauerhaften Beschäftigung weder den selbstgesteckten Zielen noch dem finanziellen Aufwand, kritisiert der Rechnungshof.Er empfiehlt, die für die geförderten Verträge gewährten Kredite auf andere sinnvollere Maßnahmen zu verteilen und die Anzahl der geförderten Verträge zu reduzieren. Diese sollten seiner Meinung nach vorrangig Jugendlichen ohne Arbeit, die sich nicht in einer Ausbildung oder Trainingsmaßnahme befinden, sowie Jugendlichen aus Problemvierteln zugutekommen. Denn dort beträgt die Jugendarbeitslosigkeit teilweise 45 %. Der Bericht des Rechnungshofes stieß bei Gewerkschaften auf Kritik. Der Rechnungshof habe keine Berechtigung, Empfehlungen bezüglich geförderter Verträge auszusprechen, meint Force ouvrière. Diese seien unerlässlich. Arbeitsministerin Myriam El Khomri verteidigte die staatlich geförderten Verträge ebenfalls gegen die Kritik.