Frankreichs Konservative stecken tief in der Krise

Fillons Festhalten an der Präsidentschaftskandidatur spaltet die Partei - Rückschlag in Umfrage

Frankreichs Konservative stecken tief in der Krise

wü/Reuters Paris – Sieben Wochen vor den französischen Präsidentschaftswahlen werden die konservativen Republikaner wegen der Ermittlungen gegen ihren Kandidaten François Fillon von schweren Zerwürfnissen erschüttert. Zusätzlich geschürt wurde die innerparteiliche Krise durch die erneute Weigerung Fillons, wegen der Ermittlungen zum Verdacht auf Veruntreuung von Staatsgeldern auf seine Kandidatur zu verzichten. In den vergangenen Tagen hatten ihm immer mehr Parteimitglieder, darunter sein Wahlkampfsprecher und sein Wahlkampfleiter, die Unterstützung aufgekündigt. Gleichzeitig waren die Rufe, der bei den Vorwahlen der Republikaner Zweitplatzierte Alain Juppé solle Fillon ersetzen, am Wochenende immer lauter geworden. Dennoch erklärte Fillon Sonntagabend im französischen Fernsehen: “Niemand kann mich heute daran hindern, zu kandidieren.”Juppé schloss daraufhin Montagvormittag eine eigene Kandidatur aus. Gleichzeitig übte der Bürgermeister von Bordeaux scharfe Kritik an Fillon, dem er Starrköpfigkeit vorwarf. Durch seine Verteidigung im Zusammenhang mit der Scheinbeschäftigungsaffäre um seine Frau habe er sich selber in eine Sackgasse manövriert, da er sich als Opfer einer vermeintlichen Verschwörung darstelle. Zudem habe die von Fillon Sonntag in Paris organisierte Kundgebung vor seinen Unterstützern gezeigt, dass sich der Kern der Republikaner-Anhänger radikalisiert habe.Das Politik-Komitee der Republikaner traf sich Montagabend, “um die Lage zu bewerten”. “Es gibt keinen Plan B”, sagte Fillon dort erneut. Jeder müsse sich jetzt zusammenreißen, forderte er. Laut einer am Sonntag veröffentlichten Umfrage von Kantar Sofres Onepoint kann der konservative Kandidat im ersten Wahlgang inzwischen nur noch auf 17 % der Stimmen hoffen. Emmanuel Macron kommt demnach auf 25 % und Marine Le Pen auf 26 %. Laut der Umfrage hätte Juppé dagegen gute Chancen gehabt, die Wahl zu gewinnen, wenn er angetreten wäre.Die Vertrauten des Parteivorsitzenden Nicolas Sarkozy haben Fillon inzwischen aufgefordert, selber einen Ersatzkandidaten für sich auszuwählen. Sarkozy hat Fillon und Juppé ein Treffen für den heutigen Dienstag vorgeschlagen, um gemeinsam einen Weg aus der Krise zu finden. Kapitalvorgaben durch PolitikUnterdessen hat der parteiunabhängige Kandidat Macron gestern mit Aussagen für Aufsehen gesorgt, dass die Kapitalregeln für Banken und Versicherer von den EU-Finanzministern und nicht von den Regulierungsbehörden festgelegt werden sollten. Die Regulierer konzentrierten sich zu sehr auf Risikovermeidung und hinderten Banken und Versicherer daran, die Wirtschaft mit Finanzmitteln zu versorgen, sagte er.—– Wertberichtigt Seite 8