Französische Rekorde im Schatten der Inflation
Lange Zeit konnte sich Frankreich erfolgreich gegen den Trend wehren. Doch nun hat die Inflation in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Eurozone im Februar überraschend ein neues Rekordhoch erreicht. Und die Preise dürften nach Ansicht einiger Experten weiter steigen und sowohl die Kaufkraft der Privathaushalte als auch die Aktivität der Unternehmen bremsen – und das ausgerechnet jetzt, wo sich das Wirtschaftswachstum abschwächt.
Die Sorgen über die Inflation überschatteten auch die Rekordergebnisse, für die ausländische Investoren und Touristen im letzten Jahr in Frankreich sorgten. Die nach europäischer Methode berechneten Verbraucherpreise haben sich nach Angaben des Statistikamtes Insee im Februar im Jahresvergleich um 7,2% erhöht. Dies ist die höchste Jahresrate seit Einführung des Euro. Eigentlich hatten Analysten für Februar keine Erhöhung erwartet. Grund für den Anstieg sind nach Angaben der Insee-Statistiker deutlich höhere Preise für Lebensmittel und Dienstleistungen.
Sie bestätigten jetzt auch, dass sich das Wachstum im Schlussquartal 2022 abgeschwächt hat. So legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im vierten Quartal nur 0,1% zu, nachdem es im dritten Quartal um 0,2% gestiegen war. Im Gesamtjahr wuchs die französische Wirtschaft um 6,8%.
Die Regierung von Präsident Emmanuel Macron hat seit Herbst 2021 verschiedene Maßnahmen beschlossen, um die Kaufkraft der Franzosen zu schützen, darunter auch Deckelungen für Gas- und Strompreise. Deshalb fiel die Inflation im Vergleich zu vielen Nachbarländern bisher vergleichsweise niedrig aus.
Die Preise von Lebensmitteln dürften nach Ansicht des Verbandes für Handel und Vertrieb jetzt erneut um 10% steigen, nachdem sie im Februar im Jahresvergleich um mehr als 14% zulegten. Das könnte der Kauflaune der Privathaushalte einen neuen Dämpfer geben. Sie ist traditionell einer der wichtigsten Wachstumsmotoren der französischen Wirtschaft. Im Schlussquartal 2022 sind die Ausgaben der privaten Haushalte um 1,2% zurückgegangen.
Die Inflation und die Energiekrise haben ausländische Investoren zumindest im letzten Jahr nicht abgeschreckt. Mit Investitionsentscheidungen für 1 725 Projekte erreichten die Auslandsinvestitionen einen neuen Rekord und sorgten für 58 810 Arbeitsplätze. Mit 280 Projekten waren die USA wichtigster Auslandsinvestor vor Deutschland mit 256 Projekten. Gleichzeitig bescherten Touristen aus dem Ausland Frankreich im letzten Jahr nach Angaben der Agentur für Fremdenverkehrsentwicklung Atout France Rekordeinnahmen von 57,9 Mrd. Euro. Sie fielen damit um 1,2 Mrd. Euro höher aus als im Vor-Covid-Jahr 2019.